MEERSCHWEINCHEN-KANINCHEN-FREUNDE

KONTAKT/IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS

6.1.05. Berichte-Archiv : Hautkrankheiten : Meerschweinchen : Phlegmone

Vorwort - Phlegmone, Infektionskrankheit der Haut

Der nachfolgende Bericht zeigt die Genesung von dem jungen Meerschweinchen Anna auf, die aus einem Zoofachgeschäft stammt und möglicherweise dort ohne weitere tierärztliche Hilfe und intensiver Pflege nicht wieder gesund geworden wäre. Anna litt unter Phlegmone, ausgelöst durch eine Infektion in der Haut die vermutlich durch einen Biss ausgelöst wurde, möglicherweise durch einen mit ihr unverträglichen Artgenossen im Zoogeschäft.

Beobachtungen im Zoogeschäft und Kauf von Anna

Anna, wie sie später genannt wurde, konnte auf den ersten Blick von uns im Zoogeschäft ihr Mäulchen nicht mehr wie üblich bewegen beim Versuch Nahrung aufzunehmen. Vermutungen, dass sie entweder ein schwächelndes Jungtier war oder vielleicht eine angeborene Zahnfehlstellung gleich welcher Art vorlag, sollten sich jedoch später als ein Irrtum heraus stellen. Da das zuständige Personal die bedrohliche Krankheits-Situation des Meerschweinchens vermutlich nicht als diese erkannte, beschlossen wir das Schweinchen ohne größere Diskussion oder Äußerung unserer Beobachtungen zu kaufen und alsbald einem Tierarzt vorzustellen. Der Kauf klappte auch problemlos.

Wir kamen mit Meerschweinchen Anna zu Hause an und schauten sie uns genauer an und stellten fest, dass der Unterkiefer bzw. der Bereich drum herum angeschwollen und hart war. Mit Daumen- und Zeigefinger versuchten wir testweise das Mäulchen vorsichtig hin und her zu bewegen, jedoch war dies aufgrund der Schwellung so gut wie unmöglich gewesen. An Eingabe von Nahrung oder Flüssigkeit war nicht zu denken, denn sie hätte dies gar nicht schlucken können. Insofern wurde der Tierarztbesuch sofort für den nächsten Tag geplant um ihr alsbald Hilfe zukommen zu lassen, denn lange würde ein Jungtier ohne Nahrung und Flüssigkeit es nicht überleben. Die Erkrankung muss allerdings erst kürzlich vor unserem Kauf eingesetzt haben, denn Anna war zum Kaufzeitpunkt weder abgemagert noch ausgetrocknet.

Der erste Tierarztbesuch

Der nächste Tag kam und wir gingen mit Anna in der Box zur Sprechstunde in die Tierarztpraxis. Wir mussten zum Glück nicht lange warten und stellten sie vor und teilten unsere Beobachtungen mit. Die Tierärztin schaute sorgfältig nach was Anna wohl fehlen möge, und nach dem Abtasten des geschwollen Kopfbereiches wurde das Fell unter dem Kinn rasiert und hier stellte sich dann die mögliche Ursache heraus: Es trat eine kleine Narbe bzw. Kruste hervor, die man unter dem vor der Rasur noch vorhandenem Fell nicht gleich optisch erkennen konnte. Sie muss wohl vor einigen Tagen gebissen worden sein, vermutlich somit im Zoogeschäft, denn es war bereits zugeheilt. Allerdings, so sagte die Ärztin, muss sich diese Wunde durch den möglichen Biss nun im darunter liegenden Gewebe infiziert und entzündet haben und dies führte nun zu der Schwellung infolge der Infektion. Zahnprobleme wurden nach einem vorsichtigen Blick ins Mäulchen mit einem Okular erstmal aufgeschlossen, jedoch ließ auch die Schwellung nach innen nur einen erste vorläufige Meinung dazu zu. Die Tierärztin sagte, dass die Behandlung nun in erster Linie der enormen Schwellung bzw. der Infektion als Auslöser gelten muss. Anna bekam deshalb umgehend Antibiotika gespritzt, ein entzündungshemmendes Mittel und wegen dem Mangel an Aufnahme von Flüssigkeit übers Mäulchen auch eine Infusion mit Vitaminzusatz, vor allem Vitamin B. Zur Unterstützung der Abschwellung wurde Anna auch einige Zeit mit einem Laser behandelt, wobei das Gerät direkt unter dem Kinn gelegt wurde. Ca. 15 Minuten verblieb dann Anna in der Position wie auf nebenstehendem Bild gezeigt. Erstaunlicherweise schien Anna dies gut zu gefallen, denn sie blieb die ganze Zeit still sitzen. Die Tierärztin sagte uns, dass Anna aber nun recht bald wieder selbstständig zu fressen beginnen muss, wenn die Schwellung mittels der Medikamente abheilt, da sie sonst weiter entkräftet und nicht mehr auf die Beine kommen wird. Die Behandlung, so sagte die Ärztin zuversichtlich, sollte aber alsbald anschlagen und die Schwellung zurück gehen. Für vier Tage bekamen wir das Antibiotika zum Spritzen mit, zusätzlich sollten wir noch einmal am Tag an den vier Folgetagen Natriumchlorid-Lösung spritzen als Infusion wegen derzeit noch nicht ausreichender Nahrungs- bzw. Flüssigkeitsaufnahme. Wir sagten, dass wir Erfahrung schon damit haben und die Tieräzrtin war einverstanden, denn ansonsten hätten wir jeden Tag zur Praxis kommen müssen zum Spritzen des Antibiotika und der Infusion, denn an oraler Eingabe des Antibiotika war mangels Mäulchenbewegungen sowieso noch nicht zu denken. Wir fuhren zuversichtlich mit Anna in ihrer Box nach Hause. Sie machte trotz dieser enormenen Behinderungen einen stabilen Eindruck.

Erste Anzeichen der Besserung

Der Folge-Tag nach dem ersten Tierarztbesuch ließ Hoffnung aufkommen. Wir sahen, dass sie ganz wenig ihr Mäulchen besser bewegen konnte, wenn auch noch nicht in dem Umfang wie für ein Meerschweinchen üblich, aber es gab Anzeichen, dass die Medikamente die Schwellung lindern und die Infektion bekämpft wird. Die Eingabe von etwas Flüssigkeit und ganz dünn zubereiteten Futterbrei war aber möglich, wenngleich es sehr langsam gekaut und somit geschluckt wurde. Abends spritzen wir dann das Antibiotika und die Infusion in der entsprechenden Menge.

Der zweite Tierarztbesuch - Phlegmone, Infektionskrankheit der Haut

Vier Tage vergingen, wir gaben das Antibiotika und die Infusion jeweils jeden Abend und es zeichnete sich ab, dass die Schwellung nach und nach zurück ging, aber die anfangs kleine Kruste sich nun ausbreitete. Anna konnte ihr Mäulchen auch langsam wieder besser bewegen und auch die Eingabe von Brei klappte nun besser, allerdings brauchte sie Zeit zum Kauen und Schlucken, weshalb wir die Portion auf den Tag mehrmals aufteilten. Nach dem Wochenende sollten wir spätestens Anna wieder vorstellen und so fuhren wir dann erneut mit Anna in der Box zur Tierärztin und schilderten unsere Beobachtungen. Die Tierärztin untersuchte Anna im Kopfbereich wieder und sie sagte, dass es sich um Phlegmone handelt, also eine sich diffus ausbreitende Infektionserkrankung handelt, die beispielsweise durch Hautverletzung zustande kommt - bei Anna wohl durch den Biss eines Artgenossen am Kinn. Der weitere Verlauf der Heilung wird dann voraussichtlich so aussehen, dass die von der Infektion betroffene Hautpartie abstirbt und eine Kruste bildet die sich ablöst und dann wird das abgestorbene Gewebe sich lösen und darunter sich neue Haut bilden. Dieser Heilungsprozess dauert in der Regel einige Tage bis wenige Wochen. Der Erfolg der bisherigen Behandlung führte dann zur Fortsetzung der Behandlung nur mit Antibiotika. Zur Wundheilung wurde uns Nekrolyt Salbe mit gegeben, die wir ein bis zweimal am Tag rund um die Wundränder auftragen sollten. Das Antiobiotika wurde uns für weitere fünf Tage mitgegeben, da sie aber inzwischen ihr Mäulchen bewegen konnte, wurde uns die orale Lösung zur Eingabe abgefüllt. Zusätzlich wurde nochmals die Laserbehandlung angewendet für etwa 15 Minuten. Anna genoss sichtlich diese Behandlung, sie schien regelrecht zu merken, dass diese unterstützend wichtig ist um Gesund zu werden.

Die fünf Tage nach dem zweiten Tierarztbesuch mit Anna vergingen mit dem Erfolg, dass die Behandlung weiter anschlug und sie auch inzwischen so nach und nach anfing selbst an Nahrung sich zu versuchen, wir boten deshalb weiche Pellets und Breizubereitungen an. Trotz allem musste Anna weiter zusätzlich gefüttert werden, da ihre eigenen Versuche der Nahrungsaufnahme noch nicht ausreichten. Die Zufütterung mit Brei klappte auch inzwischen besser und etwas zügiger, da sie das Mäulchen von Tag zu Tag besser bewegen konnte und somit auch mahlen und schlucken konnte. Die Wunde unter dem Kinn hatte inzwischen leider eine ziemliche Größe angenommen, jedoch zeigte sich an, dass die Wundränder inzwischen am Heilen war und sich das abgestorbene Gewebe demarkierte und sich langsam begann zu lösen. Sicherlich trug auch die Nekrolyt Salbe zur Wundheilung bei. Die Größe des abgestorbenen und sich ablösenden Gewebes war für so ein kleines Wesen im Verhältnis dazu gesehen schon enorm.

Der dritte Tierarztbesuch - Die Heilung schreitet sehr gut voran

Wir stellen Anna ein drittes Mal der Tierärztin vor und vor allem wollten wir wissen, wie nun weiter zu verfahren ist, denn der großflächige Wundschorf behinderte Anna mehr oder weniger bei ihren inzwischen deutlich besser gewordenen Fressverhalten durch die Starrheit der Kruste. Die Tierärztin untersuchte das Kinn genau, jedoch sagte sie, dass der Wundschorf noch zu fest mit dem Gewebe darunter mittig verbunden ist und es noch nicht ohne größeren Schmerz und größerer Blutung wohl abgelöst werden kann. Gleichzeitig diente der Wundschorf auch zum Schutz des neu gebildeten Gewebes darunter. Wir sollten weiter die Nekrolyt Salbe einmal am Tag um die Wundränder auftragen und nochmal weitere fünf Tage das Antibiotika geben. Die Tierärztin war mit der Behandlung und dem daraus resultierenden Erfolg auch wie wir sehr zufrieden und wir sollten ggf. Anna wieder vorstellen, wenn es zu Schwierigkeiten wieder kommen sollte. Der Wundschorf, so sagte sie, sollte sich dann in den nächsten Tagen bald selbst komplett ablösen. Lediglich ein kleiner Teil des Schorfes in unmittelbarer Nähe des Mäulchens wurde von ihr weg geschnitten, damit die Starrkeit sie nicht am Fressen hindert bzw. dies an den Lippen kratzt.

Schorfablösung und sehr guter Heilungsverlauf

Die nächsten Tage nach dem dritten Tierarztbesuch vergingen mit deutlich erkennbarem Erfolg der gesamten Behandlung mit Medikamente, dem Zufüttern und der Pflege von Anna an sich. Der große Wundschorf konnte alsbald vorsichtig abgelöst werden und es kam Hautneubildung auf der ganzen Fläche zum Vorschein. Die geringe Blutung mittig nach dem Ablösen der großen Kruste kam auch alsbald danach zum Stillstand. Danach konnte die Nekrolyt Salbe großflächig aufgetragen werden und die Heilung weiter rasch voran bringen. Ihr Fressverhalten besserte sich mehr und mehr und das Zufüttern trug weiter dazu bei, dass sie zu Kräften kam und nun auch häufiger auf Nahrungssuche im Käfig war und am angebotenen Fressen auch knabberte und fraß. Es stellte sich aber mehr und mehr wieder einmal heraus, dass Zufüttern bei Erkrankungen i. V. m. zu geringer selbsttätiger Nahrungsaufnahme immer sehr wichtig ist, erstens damit ein Meerschweinchen bei Kräften bleibt und zweitens damit gegebene Medikamente auch gut verarbeitet werden und zur Heilung der eigentlichen Erkrankung beitragen.

Anna ist geheilt - ein Schlusswort

Knapp einen Monat nach dem ersten Tierarztbesuch war die Wunde kaum noch zu erkennnen, die Haut ist nachgewachsen von außen nach innen beginnend und das Fell kam dann auch nach und nach wieder zum Vorschein. Etwa drei Wochen nach dem ersten Besuch war auch ein Zufüttern mit Brei nicht mehr zusätzlich notwendig, da sie selbst die weichen Pellets und den Brei nahm aus einem Napf und auch alles andere übliche Futter nach und nach begann zu knabbern. Sie legte somit auch endlich Gewicht zu und mit jedem Tag sah man, dass sich Anna wohler fühlte.

Wir freuen uns, dass Anna wieder gesund geworden ist und danken der Tierärztin für ihre Hilfe.

25/26.02.11: Kieferunterseite ist geschwollen und der Durchbiss ist nach der Rasur zu sehen.

DSC04682 (31K) DSC04695 (22K)

01.03.11: Phlegmone: Großflächiges Hautabsterben nach Behandlungsbeginn - Laserbehandlung: Unterstützung der Abheilung

DSC04698 (25K) PICT0236 (30K)

04.03.11: Die Demarkierung zeichnet sich ab - Erste Hautneubildung am Wundrand erkennbar

DSC04700 (28K)

10.03.11: Die Kruste ist komplett abgefallen

DSC04722 (25K)

23.03.11: Verheilt - Die Wunde ist extrem kleiner geworden

DSC04992 (27K)

Gesund: Meerschweinchen Anna

DSC04993 (27K) DSC04680 (25K)

Besucherzaehler