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INHALTSVERZEICHNIS
Der nachfolgende Bericht zeigt die Genesung von dem jungen Meerschweinchen Anna auf, die aus einem Zoofachgeschäft stammt und möglicherweise dort ohne weitere tierärztliche Hilfe und intensiver Pflege nicht wieder gesund geworden wäre. Anna litt unter Phlegmone, ausgelöst durch eine Infektion in der Haut die vermutlich durch einen Biss ausgelöst wurde, möglicherweise durch einen mit ihr unverträglichen Artgenossen im Zoogeschäft.
Anna, wie sie später genannt wurde, konnte auf den ersten Blick von uns im Zoogeschäft
ihr Mäulchen nicht mehr wie üblich bewegen beim Versuch Nahrung aufzunehmen. Vermutungen,
dass sie entweder ein schwächelndes Jungtier war oder vielleicht eine angeborene
Zahnfehlstellung gleich welcher Art vorlag, sollten sich jedoch später als ein Irrtum
heraus stellen. Da das zuständige Personal die bedrohliche Krankheits-Situation des
Meerschweinchens vermutlich nicht als diese erkannte, beschlossen wir das Schweinchen
ohne größere Diskussion oder Äußerung unserer Beobachtungen zu kaufen und alsbald einem
Tierarzt vorzustellen. Der Kauf klappte auch problemlos.
Wir kamen mit Meerschweinchen Anna zu Hause an und schauten sie uns genauer an und
stellten fest, dass der Unterkiefer bzw. der Bereich drum herum angeschwollen und
hart war. Mit Daumen- und Zeigefinger versuchten wir testweise das Mäulchen vorsichtig
hin und her zu bewegen, jedoch war dies aufgrund der Schwellung so gut wie unmöglich
gewesen. An Eingabe von Nahrung oder Flüssigkeit war nicht zu denken, denn sie hätte
dies gar nicht schlucken können. Insofern wurde der Tierarztbesuch sofort für den
nächsten Tag geplant um ihr alsbald Hilfe zukommen zu lassen, denn lange würde ein
Jungtier ohne Nahrung und Flüssigkeit es nicht überleben. Die Erkrankung muss allerdings
erst kürzlich vor unserem Kauf eingesetzt haben, denn Anna war zum Kaufzeitpunkt weder
abgemagert noch ausgetrocknet.
Der nächste Tag kam und wir gingen mit Anna in der Box zur Sprechstunde in die Tierarztpraxis. Wir mussten zum Glück nicht lange warten und stellten sie vor und teilten unsere Beobachtungen mit. Die Tierärztin schaute sorgfältig nach was Anna wohl fehlen möge, und nach dem Abtasten des geschwollen Kopfbereiches wurde das Fell unter dem Kinn rasiert und hier stellte sich dann die mögliche Ursache heraus: Es trat eine kleine Narbe bzw. Kruste hervor, die man unter dem vor der Rasur noch vorhandenem Fell nicht gleich optisch erkennen konnte. Sie muss wohl vor einigen Tagen gebissen worden sein, vermutlich somit im Zoogeschäft, denn es war bereits zugeheilt. Allerdings, so sagte die Ärztin, muss sich diese Wunde durch den möglichen Biss nun im darunter liegenden Gewebe infiziert und entzündet haben und dies führte nun zu der Schwellung infolge der Infektion. Zahnprobleme wurden nach einem vorsichtigen Blick ins Mäulchen mit einem Okular erstmal aufgeschlossen, jedoch ließ auch die Schwellung nach innen nur einen erste vorläufige Meinung dazu zu. Die Tierärztin sagte, dass die Behandlung nun in erster Linie der enormen Schwellung bzw. der Infektion als Auslöser gelten muss. Anna bekam deshalb umgehend Antibiotika gespritzt, ein entzündungshemmendes Mittel und wegen dem Mangel an Aufnahme von Flüssigkeit übers Mäulchen auch eine Infusion mit Vitaminzusatz, vor allem Vitamin B. Zur Unterstützung der Abschwellung wurde Anna auch einige Zeit mit einem Laser behandelt, wobei das Gerät direkt unter dem Kinn gelegt wurde. Ca. 15 Minuten verblieb dann Anna in der Position wie auf nebenstehendem Bild gezeigt. Erstaunlicherweise schien Anna dies gut zu gefallen, denn sie blieb die ganze Zeit still sitzen. Die Tierärztin sagte uns, dass Anna aber nun recht bald wieder selbstständig zu fressen beginnen muss, wenn die Schwellung mittels der Medikamente abheilt, da sie sonst weiter entkräftet und nicht mehr auf die Beine kommen wird. Die Behandlung, so sagte die Ärztin zuversichtlich, sollte aber alsbald anschlagen und die Schwellung zurück gehen. Für vier Tage bekamen wir das Antibiotika zum Spritzen mit, zusätzlich sollten wir noch einmal am Tag an den vier Folgetagen Natriumchlorid-Lösung spritzen als Infusion wegen derzeit noch nicht ausreichender Nahrungs- bzw. Flüssigkeitsaufnahme. Wir sagten, dass wir Erfahrung schon damit haben und die Tieräzrtin war einverstanden, denn ansonsten hätten wir jeden Tag zur Praxis kommen müssen zum Spritzen des Antibiotika und der Infusion, denn an oraler Eingabe des Antibiotika war mangels Mäulchenbewegungen sowieso noch nicht zu denken. Wir fuhren zuversichtlich mit Anna in ihrer Box nach Hause. Sie machte trotz dieser enormenen Behinderungen einen stabilen Eindruck.
Der Folge-Tag nach dem ersten Tierarztbesuch ließ Hoffnung aufkommen. Wir sahen, dass sie ganz wenig ihr Mäulchen besser bewegen konnte, wenn auch noch nicht in dem Umfang wie für ein Meerschweinchen üblich, aber es gab Anzeichen, dass die Medikamente die Schwellung lindern und die Infektion bekämpft wird. Die Eingabe von etwas Flüssigkeit und ganz dünn zubereiteten Futterbrei war aber möglich, wenngleich es sehr langsam gekaut und somit geschluckt wurde. Abends spritzen wir dann das Antibiotika und die Infusion in der entsprechenden Menge.
Vier Tage vergingen, wir gaben das Antibiotika und die Infusion jeweils jeden Abend und
es zeichnete sich ab, dass die Schwellung nach und nach zurück ging, aber die anfangs
kleine Kruste sich nun ausbreitete. Anna konnte ihr Mäulchen auch langsam wieder besser
bewegen und auch die Eingabe von Brei klappte nun besser, allerdings brauchte sie Zeit
zum Kauen und Schlucken, weshalb wir die Portion auf den Tag mehrmals aufteilten. Nach
dem Wochenende sollten wir spätestens Anna wieder vorstellen und so fuhren wir dann
erneut mit Anna in der Box zur Tierärztin und schilderten unsere Beobachtungen. Die
Tierärztin untersuchte Anna im Kopfbereich wieder und sie sagte, dass es sich um Phlegmone
handelt, also eine sich diffus ausbreitende Infektionserkrankung handelt, die
beispielsweise durch Hautverletzung zustande kommt - bei Anna wohl durch den
Biss eines Artgenossen am Kinn. Der weitere Verlauf der Heilung wird dann voraussichtlich
so aussehen, dass die von der Infektion betroffene Hautpartie abstirbt und eine Kruste
bildet die sich ablöst und dann wird das abgestorbene Gewebe sich lösen und darunter
sich neue Haut bilden. Dieser Heilungsprozess dauert in der Regel einige Tage bis
wenige Wochen. Der Erfolg der bisherigen Behandlung führte dann zur Fortsetzung der
Behandlung nur mit Antibiotika. Zur Wundheilung wurde uns Nekrolyt Salbe mit gegeben,
die wir ein bis zweimal am Tag rund um die Wundränder auftragen sollten. Das
Antiobiotika wurde uns für weitere fünf Tage mitgegeben, da sie aber inzwischen
ihr Mäulchen bewegen konnte, wurde uns die orale Lösung zur Eingabe abgefüllt.
Zusätzlich wurde nochmals die Laserbehandlung angewendet für etwa 15 Minuten. Anna
genoss sichtlich diese Behandlung, sie schien regelrecht zu merken, dass diese
unterstützend wichtig ist um Gesund zu werden.
Die fünf Tage nach dem zweiten Tierarztbesuch mit Anna vergingen mit dem Erfolg, dass
die Behandlung weiter anschlug und sie auch inzwischen so nach und nach anfing selbst
an Nahrung sich zu versuchen, wir boten deshalb weiche Pellets und Breizubereitungen
an. Trotz allem musste Anna weiter zusätzlich gefüttert werden, da ihre eigenen
Versuche der Nahrungsaufnahme noch nicht ausreichten. Die Zufütterung mit Brei
klappte auch inzwischen besser und etwas zügiger, da sie das Mäulchen von Tag
zu Tag besser bewegen konnte und somit auch mahlen und schlucken konnte. Die
Wunde unter dem Kinn hatte inzwischen leider eine ziemliche Größe angenommen,
jedoch zeigte sich an, dass die Wundränder inzwischen am Heilen war und sich
das abgestorbene Gewebe demarkierte und sich langsam begann zu lösen. Sicherlich
trug auch die Nekrolyt Salbe zur Wundheilung bei. Die Größe des abgestorbenen
und sich ablösenden Gewebes war für so ein kleines Wesen im Verhältnis dazu
gesehen schon enorm.
Wir stellen Anna ein drittes Mal der Tierärztin vor und vor allem wollten wir wissen, wie nun weiter zu verfahren ist, denn der großflächige Wundschorf behinderte Anna mehr oder weniger bei ihren inzwischen deutlich besser gewordenen Fressverhalten durch die Starrheit der Kruste. Die Tierärztin untersuchte das Kinn genau, jedoch sagte sie, dass der Wundschorf noch zu fest mit dem Gewebe darunter mittig verbunden ist und es noch nicht ohne größeren Schmerz und größerer Blutung wohl abgelöst werden kann. Gleichzeitig diente der Wundschorf auch zum Schutz des neu gebildeten Gewebes darunter. Wir sollten weiter die Nekrolyt Salbe einmal am Tag um die Wundränder auftragen und nochmal weitere fünf Tage das Antibiotika geben. Die Tierärztin war mit der Behandlung und dem daraus resultierenden Erfolg auch wie wir sehr zufrieden und wir sollten ggf. Anna wieder vorstellen, wenn es zu Schwierigkeiten wieder kommen sollte. Der Wundschorf, so sagte sie, sollte sich dann in den nächsten Tagen bald selbst komplett ablösen. Lediglich ein kleiner Teil des Schorfes in unmittelbarer Nähe des Mäulchens wurde von ihr weg geschnitten, damit die Starrkeit sie nicht am Fressen hindert bzw. dies an den Lippen kratzt.
Die nächsten Tage nach dem dritten Tierarztbesuch vergingen mit deutlich erkennbarem Erfolg der gesamten Behandlung mit Medikamente, dem Zufüttern und der Pflege von Anna an sich. Der große Wundschorf konnte alsbald vorsichtig abgelöst werden und es kam Hautneubildung auf der ganzen Fläche zum Vorschein. Die geringe Blutung mittig nach dem Ablösen der großen Kruste kam auch alsbald danach zum Stillstand. Danach konnte die Nekrolyt Salbe großflächig aufgetragen werden und die Heilung weiter rasch voran bringen. Ihr Fressverhalten besserte sich mehr und mehr und das Zufüttern trug weiter dazu bei, dass sie zu Kräften kam und nun auch häufiger auf Nahrungssuche im Käfig war und am angebotenen Fressen auch knabberte und fraß. Es stellte sich aber mehr und mehr wieder einmal heraus, dass Zufüttern bei Erkrankungen i. V. m. zu geringer selbsttätiger Nahrungsaufnahme immer sehr wichtig ist, erstens damit ein Meerschweinchen bei Kräften bleibt und zweitens damit gegebene Medikamente auch gut verarbeitet werden und zur Heilung der eigentlichen Erkrankung beitragen.
Knapp einen Monat nach dem ersten Tierarztbesuch war die Wunde kaum noch zu erkennnen,
die Haut ist nachgewachsen von außen nach innen beginnend und das Fell kam dann
auch nach und nach wieder zum Vorschein. Etwa drei Wochen nach dem ersten Besuch
war auch ein Zufüttern mit Brei nicht mehr zusätzlich notwendig, da sie selbst die
weichen Pellets und den Brei nahm aus einem Napf und auch alles andere übliche Futter
nach und nach begann zu knabbern. Sie legte somit auch endlich Gewicht zu und mit
jedem Tag sah man, dass sich Anna wohler fühlte.
Wir freuen uns, dass Anna wieder gesund geworden ist und danken der Tierärztin für
ihre Hilfe.
25/26.02.11: Kieferunterseite ist geschwollen und der Durchbiss ist nach der Rasur zu sehen.
01.03.11: Phlegmone: Großflächiges Hautabsterben nach Behandlungsbeginn - Laserbehandlung: Unterstützung der Abheilung
04.03.11: Die Demarkierung zeichnet sich ab - Erste Hautneubildung am Wundrand erkennbar
10.03.11: Die Kruste ist komplett abgefallen
23.03.11: Verheilt - Die Wunde ist extrem kleiner geworden
Gesund: Meerschweinchen Anna