KONTAKT/IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS
Wir wollten eigentlich nur Einstreu kaufen, als uns Indy auffiel, der getrennt von den
neuen kleinen Kaninchen allein unter Meerschweinchen verschüchtert in einer Ecke saß.
Er war uns bereits bei früheren Einkäufen in diesem Zoofachhandel aufgefallen. Da er nicht
mehr so winzig war wie die vielen anderen Kaninchen, hatte er keine Chance mehr auf ein
zu Hause. Weil er uns so leid tat, erkundigten wir uns also nach ihm. Man teilte uns mit,
dass er eine abnorme Knochenwucherung auf dem Rücken hätte und deswegen in ca. zwei Wochen
zurück an den Züchter gehen sollte, der ihn dann angeblich auf einem Wochenmarkt verkaufen würde.
Die Verkäuferin fing ihn ein, um uns die "Knockenwucherung" zu zeigen. Ich konnte einen großen
"Knubbel" auf seinem Rücken sehen und fühlen. Als ich meinte, dass dies ein Abszess sein
könnte, teilte mir die Verkäuferin mit, dass es dafür zu hart sei und dies wohl ein Knochen sei.
Da wir wussten, dass es sein sicherer Tod wäre ihn hier zu lassen, entschieden wir uns den
Kleinen freizukaufen. Damit wir später nicht mit einer einige Hunderte teueren Tierarztrechnung
kämen, ließ man mich eine Erklärung unterzeichnen in dem die "Garantie" für das Tier ausgeschlossen
wurde.
Noch am selben Nachmittag stellten wir Indy in einer Tierklinik vor. Bis auf den "Knubbel" schien
er ein gesundes Kaninchen zu sein. Allerdings hatte er bereits Fieber. Der "Knubbel" wurde punktiert
und da sofort Eiter zu sehen war, stand fest, dass es sich um einen Abszess handelte. Die Ärztin
schlug vor ihn gleich in der Klinik zu lassen, damit sie ihn am nächsten Morgen operieren könnten.
So geschah es auch.
Am Mittag erfuhren wir, dass der Kleine die Operation gut überstanden hatte und ich konnte ihn am
Abend abholen. Auf seinem Rücken klebte ein riesiges Pflaster. Man gab mir Antibiotika (Baytril®) zur
oralen Verabreichung und vier Tuben Bird Bene Bac mit. Außerdem erhielt ich auch eine Halskrause,
für den Fall, dass der Kleine sich das Pflaster abreißen würde. Wir sollten am Donnerstag (28.08.) wieder
kommen zum Spülen.
Die erste Rechnung betrug 168 Euro.
Zu Hause angekommen machte sich Indy gleich über sein Bio-Heu her. Er war zwar sehr mitgenommen von der
OP und eingeschüchtert, da er sein neues zu Hause ja noch nicht kannte, doch vom ersten Abend an spürte
man seinen Lebensmut. Allerdings schränkte das Pflaster ihn sehr in seiner Mobilität ein. Am nächsten Tag
fing er auch verstärkt an daran herumzuzupfen, so dass wir es mit etwas Tape nachkleben mussten.
Am Donnerstag begleitete mich meine Mutter zum Tierarzt, da ich bereits befürchtete ohnmächtig zu
werden, wenn ich die Wunde sehen würde. Ich versuchte dann auch zunächst nicht hinzusehen. Erst kurz
bevor der neue Verband angebracht wurde wagte ich einen Blick auf die Wunde. Sie sah schlimmer aus,
als ich es mir jeh hätte vorstellen können. Die Ärztin (wieder eine andere als am ersten Tag und auch
nicht der Arzt, der operieren wollte) erklärte, dass die Haut wie bei einem Ball umgedreht und
festgenäht wurde. Es sah schrecklich aus... wie ein Krater oder ein Flussbett. Ich musste mich gleich
wieder hinsetzen um nicht umzukippen. Dabei hatte die Ärztin die tiefe Tasche, von der wir erst am
Sonntag (!) erfuhren nicht richtig gespült, sondern nur ein bisschen daran herumgedrückt. Mit
Klebespray wurde der neue Verband angebracht und man sagte uns, dass wir morgen wiederkommen sollten.
Rechnung: rund 30 Euro (für einmal Spülen und Verband wechseln)
Am Freitag war mein Freund zum ersten mal dabei. Er sollte sich das Spülen ansehen, um es dann übers
Wochenende einmal zu Hause selber machen zu können. Wieder dieselbe Ärztin vom Donnerstag, wieder wurde die
Tasche nicht richtig gesäubert. Diesmal erhielten wir Verbandszeug und eine Lösung zum Spülen mit.
Rechnung: ca. 38 Euro
Am Sonntag morgen versuchten wir dann Indys Wunde selbst zu spülen. Wir scheiterten bereits am Verband. Dieser klebte so fest, dass wir ihn nicht runterbekamen. Leider hatten wir auch keinen medizinischen Alkohol da. Allerdings sagte man uns auch nicht, dass der Verband so fest klebt, dass man ihn anders nicht herunterbekommt. Also mussten wir sofort in die Klinik zum Notdienst. Diesmal spülte eine Studentin die Wunde. Allerdings viel gründlicher als die Ärztin. Sie entfernte das tote Gewebe und reinigte auch die Tasche gründlich. Es kam wahnsinnig viel Eiter nach. Uns wurde beiden so schlecht, dass wir fast ohnmächtig geworden wären und man uns schließlich im Wartezimmer warten ließ. Das Spülen dauerte sehr sehr lange.
Mein Freund ging am Montagmorgen allein zum Tierarzt. Noch bevor er nach Hause kam rief er mich an und teilte
mir mit, dass so viel Eiter nachkäme, dass sie Indy in der Klinik behalten wollten... ein Tag sollte rund 70 Euro
kosten... Schock... wir wussten nicht wie lange das dauern sollte und wie wir uns das leisten sollten...
Den ganzen Tag überlegten wir was wir machen sollten. Die Ärzte (wieder eine andere!) sagten, dass Indys Prognose
sehr schlecht wäre. Wir wussten nur, dass wir es uns nicht leisten könnten ihn Wochen lang in der Klinik zu lassen.
Mein Freund suchte im Internet und wir versuchten erfolglos eine Kaninchenschutzorganisation zu erreichen um uns dort
nach deren Erfahrungen mit Abszessen zu erkundigen. Was wir in Kaninchenforen erfuhren deprimierte umso mehr. Selbst
wenn der Abszess nach langer Zeit verheilte starben einige Tiere aufgrund der langen Antibiotikagabe.
Wir entschieden uns Indy zunächst einmal wieder nach Hause zu holen, um nach einer anderen (finanzierbaren)
Behandlungsmöglichkeit zu suchen. Am Dienstag nachmittag gingen wir zusammen in die Klinik. Man führte uns in ein
Behandlungszimmer, in dem Indy bereits in seiner Transportbox wartete. Sie hatten ihm doch tatsächlich eine Halskrause
umgebunden und dabei auch noch seine Vorderpfote mit eingeschnürt, so dass er humpelte, uns kamen fast die Tränen,
auch da wir noch immer nocht wussten, wie es weitergehen sollte. Mein Freund schnürte erstmal die Halskrause auf und
befreite seine Pfote. Kurz darauf kam die Ärztin (vom Vortag) herein, die die Krause gleich wieder festschnürte. Sie
sagte uns, dass seine Prognose FURCHTBAR SCHLECHT (Wortlaut) sei und sie sich wundere, dass er überhaupt noch frisst.
Wir sollten uns überlegen, ob wir die Behandlung noch weiterführen wollen. Jedenfalls müssten wir jeden Tag in die
Klinik zum Spülen der Wunde kommen, da die Tasche so tief sei, dass man daheim selber nicht spülen könne. Zudem würde
der Heilungsprozess sehr lange dauern und er würde es wahrscheinlich sowieso nicht schaffen. Er müsste auch über einen
sehr langen Zeitraum hinweg Antibiotika bekommen. Die Kosten wären enorm. Sie erklärte uns, dass sie ein anderes
Kaninchen mit Abszess bereits seit acht Monaten in Behandlung hätten und die Rechnung bereits in die Tausende ginge.
Ein Gebrauchtwagen wäre da schon drin, außerdem muss man sich überlegen, ob man das Tier so quälen will. Wir sollten ihn
erstmal mit nach hause nehmen und in Ruhe überlegen was wir machen wollen. Als wir sagten, dass es schwer wäre ein Tier
das so munter ist und gut frisst einfach aufzugeben, wollte sie aber gleich weitere Termine vereinbaren. Wir sagten,
wir würden uns überlegen, was wir tun und gingen.
Rechnung für die letzten drei Tage: 140 Euro
Zu hause befreiten wir Indy zuerst von seiner Halskrause und gaben ihm Freilauf im Wohnzimmer. Nachdem er gefressen hatte
sprang er gleich aus dem Käfig, rannte kreuz und quer durchs Zimmer und machte sogar Luftsprünge. Nun stand fest: wir
könnten ihn nicht einfach einschläfern lassen.
Noch am selben Abend (nach vergeblichen Versuchen einen Tierschutzverein zu erreichen und um Rat zu fragen, da wir uns
selbst mit Abszessen nicht auskannten, aber durchaus bemerkten, dass Indy in der Klinik falsch behandelt wurde) fand mein
Freund die Seite der Meerschweinchen- und Kaninchenfreunde und erreichte sofort telefonisch jemanden
der sich Zeit nahm zum Erfahrungsaustausch und uns eine Ärztin empfahl.
Kaninchen Indy. Die Abszesswunde nach der Erstbehandlung. Der Verband, die Nähte und abgestorbenes Gewebe wurde entfernt. Jodlösung lässt die Wunde permanent noch schlimmer aussehen.
Am nächsten Tag fuhr mein Freund mit dem Zug zu besagter Ärztin. Dort wurde die Wunde, die zu diesem Zeitpunkt wirklich
extrem aussah, erstmal richtig gereinigt, die teilweise etwas seltsam gesetzten Fäden entfernt und das abgestorbene Gewebe
entfernt. Außerdem wurde die Tasche aufgeschnitten, da die Bakterien an der Luft absterben und sie sich so leichter spülen
lässt. Einen Verband bekam er deshalb auch nicht mehr. Die Wunde selbst heilt laut Tierärztin auch schon sehr gut, nur die
tiefe Tasche, die sich bis unter einen Muskel erstreckte machte ihr noch etwas Sorgen. Die Prognose sei aber durchaus
positiv und bei weitem nicht so schlecht, wie uns am Tag vorher noch erklärt wurde. Er bekam auch ab diesem Zeitpunkt
keine Antibiotika mehr.
Da allein die Anfahrt mehr als eineinhalb Stunden in Anspruch nimmt und Indy am Anfang doch alle zwei oder drei Tage zur
Kontrolle musste ließen wir ihn dort, wo er am nächsten Tag in Pflege genommen wurde.
Es ist Dienstag abend. Gegen 22 Uhr erreicht uns ein Anruf. Man hat die Telefonnummer
auf einer (unserer) Internetseite gefunden auf der Suche nach Abszessen und der
Behandlungsweise dieser Erkrankung bei Kaninchen.
Wir kommen schnell ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass der Abszess von dem
betroffenem Kaninchen Indy sich auf dem Rücken befindet und dem Eindruck des Besitzers
nach keinen normalen Heilungsverlauf nimmt. Im weiteren Gesprächsverlauf erkennen wir,
dass so manches seltsam anmutet und dass das Kaninchen bisher keinesfalls eine richtige
Behandlung bekommen hat. Wohlmöglich ist Indy auch durch ständig wechselnde Tierärzte in
einer Klinik letztendlich falsch behandelt worden und nun sogar eingeschläfert werden
soll, obwohl das allgemeine Verhalten von Indy auf unserer Nachfrage hin als für ein
Kaninchen normal geschildert wird: Er frisst gut und die Verdauung klappt und er nimmt
aktiv am Leben teil.
Es wird klar, dass auf jeden Fall eine weitere Meinung eines uns bekannten bzw. von guten
Freunden empfohlenen Tierarztes her muss, der/die die Abszesswunde sich auf dem Rücken
ansieht und natürlich auch behandelt und somit dem Tier und dem Besitzer geholfen wird.
Ein Kaninchen, dass normales und schmerzfreies Verhalten zeigt, gehört nicht eingeschläft,
wenn eine sofortige richtige Behandlung sicher zum Erfolg führen wird.
Wir fragen nach dem Wohnort des Anrufers und er teilt uns mit, dass er ganz in der Nähe
von uns wohnt. Da wir an seinem Wohnort zum aktuellen Zeitpunkt noch keine empfohlene
Tierarztadresse parat haben, schlagen wir vor zu uns in die Stadt zu fahren mit Indy, wo
unsere Tierärztin ist die sich bei Behandlungen aller Art sehr gut auskennt. Man ist
sofort einverstanden, zumal der Fahrtweg hin und zurück nur maximal eineinhalb Stunden
jeweils mit der Bahn auseinander liegen. Wir vereinbaren weiter, dass wir im Falle einer
umfangreichen Behandlung durch Spülen und Wundversorgung des Abszesses aktuell bereit
sein können, das Kaninchen mit seinem Einverständnis in temporärer Pflege zu nehmen -
abhängig auch von der tierärztlichen Diagnose was nun notwendig ist und wie oft und auch
wie lange, damit Indy ein häufiger und langer Transportweg im Zug erspart bleibt. Wir
bitten, das Kaninchen am Mittwoch in diesem Fall nach dem Ersttermin bei unserer
Tierärztin dann in Obhut zu geben über Nacht, da ich es erst am Donnerstag abend abholen
kann.
Nachdem wir uns ausführlich telefonisch ausgetauscht haben, teilen wir noch die genaue
Adresse und Anfahrt mit der Bahn zur Tierärztin mit sowie die täglichen Sprechzeiten. Wir
verabschieden uns bis zum nächsten Kontakt nach dem Besuch bei unserer Tierärztin.
Der erste Anblick von Kaninchen Indy, der durch die vorherigen Behandler verpfuschten
Abszess-Wunde bei der Übergabe am Donnerstag in der Praxis unserer Tierärztin, sollte uns
aber trotz Zuversicht mehr als nur entsetzen - sondern uns regelrecht wütend machen...
Kaninchen Indy. Die Wunde heilt von den Rändern nach innen hin langsam aus. Jodlösung dient zur permanenten Desinfektion. Luft und Tageslicht trägt zur Abheilung bei.
Wir bekommen vom Eigentümer telefonisch mitgeteilt, dass das Kaninchen am Mittwoch bei
unserer Tierärztin verblieben ist und bereit ist zur Abholung. Daraus schließen wir
sofort: Die Folge-Behandlung muss umfangreicher sein und mehrere Tage oder Wochen dauern
und man hat unser Angebot der temporären Pflege angenommen.
Nachdem wir kurz und knapp telefonisch über den Stand der Dinge vom Eigentümer informiert
wurden, was die Diagnose und Behandlung betrifft, mache ich mich direkt auf dem Weg. Leider
habe ich keinen Termin und muss so trotz allem etwas Wartezeit in Kauf nehmen. Während ich
dann einige Patienten später in die Praxis gebeten werde, holt eine Helferin das Kaninchen
aus dem stationären Raum und bringt es ins Behandlungszimmer. Ich bin ziemlich angespannt,
doch als ich das Kaninchen auf einmal vor Augen habe, verschlägt es mir beim Anblick des
Rückens mit der behandelten Wunde zuerst die Sprache und ich sehe mit entsetztem Blick
dann meine Tierärztin an: Ich frage sie, was hier vorher in der Klinik passiert sein mag,
dass diesen dramatischen Anblick erst zur Folge hatte...
Ich frage mich nicht mehr, warum mir kurz vorher der Zustand von Indy nicht im Detail vom
Eigentümer geschildert werden konnte, wie die Wunde aussieht und was gemacht wurde, denn
für sowas muss man erst einmal die richtigen Worte finden um es sich dann bildlich
vorstellen zu können. Meine Tierärztin beschreibt mir im Groben dann folgendes als
Vermutung: Anscheinend wurde der Abszess von den Behandlern in der Klinik zu Beginn
gespalten, dann wurde (irgendeine) Wundbehandlung vorgenommen und man hat dann wohl danach
einmal die Wunde mit 30 (!!) Nähten in der Haut und im Fleisch und Klebespray darüber versucht
zu schließen oder offen zu halten um eine Heilung vermeintlich zu "fördern". Erst
eine Fehlbehandlung hatte letztendlich auch die Folge, dass die anfänglich kleinere Wunde
sich erst zu einem solchen diffusen Gebilde mit Taschenbildung und Eiter aufgrund von
Umweltbakterien darin sich erst entwickelt hat.
Ein Abszess wird richtig behandelt, indem er chirurgisch gespalten wird und dann sofort der
Eiter und Abszessgewebe ausgeräumt wird. Die Wunde wird offen gehalten so lange es möglich
ist und täglich wird mindestens einmal gespült sowie lokal mit Medikamenten (wie
Leukasekegel) behandelt. Antibiotika ist notwendig, wenn die Wunde entzündet ist.
Die Tierärztin unterweist mich in die Wundbehandlung von Indy in den Folgetagen und sie
hält sie es für gut, wenn ich anfangs erstmal alle zwei Tage zur Kontrolle komme und
dazwischen selbst die Wunde versorge, und zwar zwei bis dreimal täglich die gleiche
Prozedur: Zuerst großflächig die Wunde mit Jod betupfen, dann die "Taschen" mit
Jod etwas füllen und mittels Wattestäbchen losen Eiter ausräumen und dann nochmals
"kräftig" mit Jod spülen - anschließend überschüssiges Jod abtupfen und so die
Wunde desinfizieren. Sie ist sehr zuversichtlich, dass diese riesige Wunde heilen wird -
wenn Indy mithilft durch problemloses Fressen und Trinken und somit kräftig bleibt.
Ich bin immer noch erschüttert, nachdem mir die Tierärztin das Kaninchen Indy übergeben
hat und ich nach Hause fahre. Es ist fast unvorstellbar, wie ein Kaninchen mit so einer
großen Wunde auf dem Rücken überhaupt noch ein gutes Allgemeinbefinden mit aktivem
Verhalten zeigen kann. Schmerzen im eigentlichen Sinne scheint die Wunde also nicht zu
verursachen, denn sonst wäre das anders und er würde auch nicht während der Fahrt an dem
Heu in der Transportbox knabbern und fressen. Ich bin zuversichtlich, dass es Indy schafft -
hat er es bisher mit dieser Falschbehandlung überstanden, die erst diese riesige Wunde
verursacht hat, dann wird er erst recht durch die korrekte Behandlung ab sofort das
überstehen bis er wieder vollständig gesund ist. Die Heilung wird schätzungsweise vier
bis sechs Wochen dauern aufgrund der Großflächigkeit. Ein Kontrolltermin durch unsere
Tierärztin ist für Samstag vormittag anberaumt.
Kaninchen Indy. Die Bilderabfolge lässt deutlich die Wundheilung erkennen.
Wie vereinbart erscheine ich am Samstag mit dem zwischenzeitlich von mir weiter behandelten Kaninchen bei der Tierärztin. Der Eigentümer ist zu uns in die Stadt gekommen, um sich ein Bild zu machen wie es seinem Kaninchen nun geht. Die Wunde hat sich schon etwas optisch geschlossen von den Rändern her, aber größere Sorgen macht der Tierärztin aktuell noch diese "Tasche" mit weiterer Eiterbildung. Trotz regelmäßigem Spülen ist nach wie vor Eiterneubildung. Die Tierärztin beschließt, dass sie an der linken Seite die Tasche nach unten (unter örtlicher Betäubung) etwas aufschneidet (z. T. schon abgestorbenes Gewebe), damit man die Hautfalte besser "aufklappen" kann und so mehr Luft an die Stelle gelangt und man letztendlich auch besser täglich Eiterbröckchen ausräumen und mit Jodlösung herausspülen kann. Dieses Vorhaben sollte sich in den Folgetagen als gut erweisen. Der Anblick der Wunde ist nach wie vor entsetzlich, aber die Wund-Heilung schreitet sichtbar voran - siehe Bilderabfolge. Ein positives Zeichen! Indy, so sagt der Eigentümer, soll vorerst in unserer Obhut noch weiter verbleiben. Wir sind einverstanden und verabschieden uns nach dem Termin voneinander.
Inzwischen sind einige Tage seit dem gemeinsamen Besuch am Samstag vergangen und die
Wunde vom Kaninchen Indy zeigt deutliche Zeichen der Abheilung an und ist sichtbar kleiner
geworden. Ein zwischenzeitliches Vorstellen bei unserer Tierärztin lässt auch sie das
eindeutig diagnostizieren. Die Entscheidung, die Tasche am unteren Rand der Wunde zu öffnen,
hatte die Folge, dass diese nun fast verschwunden ist und kein Eiter mehr sich darunter
nachbilden kann. Am oberen Rand der Wunde hat sich allerdings ein kleiner "Rand"
gebildet unter dem man die Wunde mittels Wattestäbchen jetzt säubern muss, aber hier ist
glücklicherweise keine Eiterbildung festzustellen. Unserer Schätzung zufolge dauert es ab
heute noch mindestens drei Wochen bis die Wunde geschlossen ist und erste Haare
nachgewachsen sind - sollte die Heilung in diesem rapiden Tempo weiter so extrem schnell
voranschreiten.
In der Zwischenzeit haben wir einige gute Freunde über unseren aktuellen Pflegefall
informiert und mit Fotos ausgestattet. Die Rückmeldungen zu Anfangs waren ebenfalls
entsprechend unserem ersten Eindruck: Mehr als erschütternd! Man fragte uns, ob es für das
Kaninchen körperlich nicht zu viel ist und ob es überhaupt mit so einer krassen Wunde noch
Lebenswillen zeigt. Hier konnten wir alle Fragenden beruhigen: Solange der kleine Indy
frisst, trinkt, die Verdauung in Ordnung ist und es aktiv und teilnahmsvoll ist und stetig
ein positiver Wundheilungverlauf durch die Behandlungen vorliegt, können wir es nicht
verantworten ihm die Hilfe zu verweigern oder dem Eigentümer dazu raten dies zu tun und es
erlösen bzw. einzuschläfern. Die Behandlung ist schließlich auch durch unsere Tierärztin
in Beobachtung und abgesichert.
Kaninchen Indy ist seit einigen Tagen wieder in der Obhut des Eigentümers. Wir haben uns für die Übergabe bei unserer Tierärztin an einem Tag verabredet. Die Wunde muss nicht mehr gespült werden, sondern nur noch oberflächlich zur Desinfektion mit Vetsept behandelt werden. Kaninchen Indy hat die Prozedur gut überstanden, wobei man hier nicht unerwähnt lassen darf, dass Indy gut dazu selbst beigetragen hat, indem er weiter gefressen und getrunken hat und so ein stabiles Immunsystem aufweist. Die Tierärztin hat Kaninchen Indy in den letzten Tagen noch zweimal behandelt zusätzlich zu unserer Wundbehandlung und sie ist auch erstaunt, wie gut die offene Wunde verheilt ist und vor allem in dieser relativ kurzen Zeit. Die Haare beginnen nun auch deutlich sichtbar nachzuwachsen und werden hoffentlich bald nichts mehr von der Wunde sehen lassen.
Kaninchen Indy ist ein Beispiel dafür, wie schlimm es erst kommen kann, wenn eine falsche oder unzureichende Abszess-Behandlung statt findet. Ein Abszess - egal an welcher Stelle des Körpers - ist für ein Kaninchen kein Todesurteil. Es bedarf nur der richtigen und langfristigen - aber vor allem korrekten Behandlung durch Tierärzte und erfahrener bzw. in der Behandlung unterwiesener Tierhalter, wie wir oben beschrieben haben. Wenn von Anfang an ein Abszess korrekt behandelt wird, dann treten solche Wunden wie in den ersten Bildern gezeigt gar nicht erst auf. Abszesse heilen mit der Behandlung (durch Spülungen mit Jod und Leukasekegel danach in die Wunde(n) eingelegt) deutlich schneller aus und hinterlassen nicht so ein dramatisches Bild im Kopf wie oben gezeigt. Und noch etwas wichtiges: Die Kosten sind natürlich deutlich geringer, wenn Tierärzte richtig behandeln und gut mit den Besitzern/Eigentümern zusammen arbeiten im Interesse des Wohlergehens der kleinen Patienten.
Inzwischen ist etwas mehr als ein Monat vergangen, als unsere Tierärztin begonnen hat die Wunde von Indy entsprechend richtig zu behandeln. Das nachfolgende Bild zeigt den Zustand am 11.10.2008. Wie man sehr gut erkennen kann, sind die Haare deutlich nachgewachsen und die offene Wunde von ehemals so gut wie nicht mehr zu lokalisieren. Einzig und alleine bereiten die Ränder zwischen neuem und "altem" Fell mit dem hartnäckigen Klebespray Schwierigkeiten, denn hier sieht man deutlich, dass der Haarwuchs nicht so voranschreiten kann wie im übrigen Gebiet, weil an diese Stellen noch keine Luft gelangt. Hier wird der Haarwuchs also etwas auf sich warten lassen.