KONTAKT/IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS
Kaninchen Ozzy ist ein typisches Zwergkaninchen. Er ist kleinwüchsig und eher
ein Leichtgewicht. Das Alter von Ozzy beträgt zum aktuellen Zeitpunkt knapp 1,5
Jahre. Er ist ein sehr lebhaftes Kaninchen, welches sehr gerne im Auslauf ist
und hier erst seine gänzliche Freude zeigt, indem er sehr schnell rennt und
äußerst ausgefallene Luftsprünge zeigt und das Einfangen zum Problem werden
kann, da er nicht so einfach sich greifen lässt.
Gegen Abend - er ist zu diesem Zeitpunkt im Käfig - fällt mir plötzlich auf,
dass sein Kopf nicht 100prozentig symmetrisch erscheint. Von vorne betrachtet
hat Ozzy eine kleine Beule auf der rechten Seite des Kinns. Das muss ich mir
näher ansehen und nehme Ozzy vorsichtig aus dem Freilauf heraus, setze ihn mit
dem Rücken zu mir gerichtet vor mir auf dem Schoß und taste symmetrisch den
Kopf mit beiden Händen ab und stelle zur Beunruhigung fest, dass die linke
Seite (von vorne betrachtet: rechts) eine Unförmigkeit aufweist, d. h. an der
Unterseite einen Knubbel unter dem Kieferknochen. Der erste Gedanke -
Abszessbildung - bestätigt sich durch mein näheres Befühlen der Stelle, denn
der Knubbel lässt sich leicht eindrücken und die Masse ist verschiebbar. Ein
Tumor kann es somit nicht sein, zumal die Wahrscheinlichkeit eines Abszesses
generell höher ist als ein Tumor in solchen Fällen.
Der Entschluss ist klar: Morgen muss ich den Tierarzt aufsuchen und Ozzy
untersuchen und selbstverständlich behandeln lassen. Was sein Fressverhalten
betrifft: Es ist unverändert trotz dieses Problems und das ist gut, insofern
muss ich nichts umstellen im Plan. Die abendliche Sprechstunde am nächsten Tag
muss nun abgewartet werden.
Ozzy hat sich rein verhaltensmäßig nicht verändert seit dem Feststellen des
Abszesses und als ich nach der Arbeit nach Hause komme, sehe ich natürlich
sofort nach Kaninchen Ozzy. Ich stelle fest, dass sich der Knubbel leicht
vergrößert hat von gestern auf heute, zwar nur minimal, aber trotzdem deutlich
sicht- und ertastbar. Es ist aber auch jedes mal das gleiche bei Abszessen, am
Vortag denkt man, es ist alles noch alles i. O. und am nächsten Tag stellt man
einen Knubbel im Kopfbereich fest. Es geht wirklich immer sehr schnell mit
einer Abszessbildung im Kopfbereich.
Ich bereite die Transportbox vor und setze Ozzy hinein. Er ist ein sehr
zutrauliches Kaninchen und deshalb hat er auch wenig Angst vor dem was ich tue.
Aufgeregt ist er natürlich etwas, aber ich denke, dass der Eingriff nicht allzu
kompliziert werden wird, denn es ist ein verhältnismäßig kleiner Knubbel noch.
Ich hoffe es zumindest, dass alles gut verläuft und mache mich planmäßig mit
meinem Sorgenkind in der Transportbox mit dem Auto auf dem Weg zur Tierärztin.
Angekommen, stelle ich fest, dass ich wohl keine allzu lange Wartezeit heute in
Kauf nehmen muss. Ozzy schaut während dessen aus seiner Box, er ist sehr
neugierig und schnuppert die frische und warme Sommer-Luft. Sicherheitshalber
habe ich einen Napf und Trinkwasser mitgenommen, wenn die Wartezeit länger
dauern sollte, denn es ist wirklich ziemlich warm an diesem Tag und gerne hätte
ich Ozzy eine solche Behandlung an so einem Tag erspart, aber es geht nicht anders.
Ich werde mit dem Patienten Ozzy in die Praxis gebeten. Ich schildere meine
Beobachtungen der Tierärztin. Sie untersucht den Kopfbereich und stellt die
Diagnose entsprechend vorheriger Vermutung von mir. Da Abszessbildung oft mit
Zahnabnormalitäten einher gehen, möchte die Tierärztin mit den notwendigen
Kontrollinstrumenten zuerst nach den Backenzähnen schauen, bevor die weitere
Behandlung der Abszesskapsel beginnen muss. Deshalb halte ich meinen Ozzy mit
dem Rücken an mich gedrückt fest, indem ich mit der rechten Hand die Vorderpfoten
umfasse und mit der linken Hand die Hinterpfoten. Leider ist mein Ozzy auch ein
recht zappeliges Tier und ich muss ihn mit aller möglicher Kraft still halten.
Er versteht es. Die Tierärztin führt Kieferspreizer und danach den Wangenhalter
vorsichtig ein und öffnet so gewissenhaft das Mäulchen um dann mit den Spaltel
zu kontrollieren und mit den Zangen und Feilen dann zu arbeiten. Sie muss zwei
Spitzen abknipsen die in Richtung Zunge gewachsen waren, aber bisher hier
keinerlei Verletzungen oder Schürfwunden verursacht haben. Es zeigt nur, sagt
die Tierärztin, wie unterschiedlich Kaninchen bei diesen Problemen sich verhalten:
Während manche Kaninchen bei minimalen Zahnspitzen schon fast mit Fressen aufhören,
zeigen manche Kaninchen bei gleichem Zustand noch keine Veränderungen im
Fressverhalten. Das sagt sie, weil ich extra betone, dass er hier keine Abweichungen
zeigte. Es bestätigt sich - unabhängig davon - dass Abszessbildung grundsätzlich
immer mit Zahnproblemen verbunden sind und deshalb das Mäulchen kontrolliert
werden muss vor einer Abszess-Spaltung und Reinigung der Wunde danach.
Nachdem die Tierärztin die Backenzähne mit den dafür notwendigen Zahnbehandlungs-Set
kontrolliert und korrigiert hat, muss der Abszess behandelt werden. Die Tierärztin
rasiert dafür den Knubbel und rund herum alle Fellhaare weg. Anschließend wird die
Haut mit einem Betäubungs-Spray (kühlend) befeuchtet und kurze Zeit bis zur Wirkung
gewartet. Kaninchen Ozzy ist leider etwas zappelig, aber mit festem Griff an den Läufen
stellt er seinen Widerwillen doch ein. Nachdem das Spray die Haut so gut es geht
betäubt hat, ritzt die Tierärztin mit einer scharfen Klinge die Haut überhalb
mittig des Abszesses auf und dann schließlich auch die Kapsel des Abszesses und
erster Eiter tritt aus. Die Tierärztin öffnet den Hautspalt nur soweit es zwingend
notwendig ist zum Ausdrücken des Eiters und zum Weg schneiden überflüssigem
Abszesskapsel-Gewebe. Vorsichtig wird der grobe Eiter heraus gepresst und nachdem
die Tierärztin sich sicher ist, dass dies geschehen ist, wird mit Vet-Sept (Jodlösung)
die Wunde gespült und weiterer Eiter tritt beim Austritt der Lösung mit aus. Die
Haut wird äußerlich gesäubert und zum Schluss noch zwei Leukase Kegel zur Desinfektion
und Wundreinigung in den Hautspalt mit der Pinzette eingebracht. Schließlich hat Ozzy
für heute erstmal die Prozedur überstanden und er ist froh nach abgeschlossener
Behandlung zurück in der Transport-Box zu sein. Die Tierärztin meint, dass sie den
Abszess gerne am kommenden Dienstag nochmal begutachten möchte. Ich soll bis dahin
die Wunde offen halten, d. h. regelmäßig einmal am Tag spülen und somit weiteren Eiter
entfernen der sich ggf. noch nachbilden könnte nach der Öffnung. Das wird natürlich
gemacht wie sie mir empfiehlt, ich verabschiede mich von der Tierärztin und bringe
Ozzy nach Hause.
Er ist von der Behandlung etwas geschlaucht, aber als ich zu Hause bin und ihn erstmal
zurück in seinem Käfig setze, fängt er nach kurzer Zeit an wieder am Heu zu knabbern.
Das erleichtert mich wirklich. Für heute soll sich Ozzy erstmal erholen. Ich bin froh,
dass die Operation soweit gut verlaufen ist. An der Wunde soll ich bis zum Folgetag
nichts mehr machen.
Die letzten paar Tage seit der Abszess-Spaltung bis heute verliefen (was die
Behandlung des Abzesses betrifft) immer gleich ab: Täglich einmal das Abmachen
der Kruste auf der Wunde, vorsichtig versuchen festeren, neugebildeten Eiter
auszudrücken und anschließendes Spülen mit Jodlösung zur Säuberung und Desinfektion.
Ozzy gefällt diese tägliche Prozedur nicht wirklich. Zu zweit klappt die Prozedur
nicht gut, deshalb mache ich es so: Ich knie mich auf dem Boden und nehme Ozzy
zwischen die Knie und mit der linken Hand fixiere ich so gut es geht den Kopf um
dann mit meinem Körper etwas gebeugt über ihm, um mit der rechten Hand und mit der
Spülflüssigkeit in der Spritze die Abszesswunde auszuspülen. Es klappt nur zögerlich,
aber es klappt dann jeden Tag ganz gut, allerdings nur mit etwas Zeitaufwand.
Es ist Dienstag und wie beim ersten Termin vereinbart, suche ich abends mit Ozzy
die Tierärztin zur Kontrolle des Heilungsverlaufes auf. Nach der Wartezeit werde
ich in die Praxis gerufen und stelle ihr Ozzy vor. Die Begutachtung der Wunde von
ihr erfolgt und es hat sich leider noch nicht der Zustand eingestellt, dass sich
kein Eiter mehr bildet. Sie öffnet den Abszess etwas weiter wieder und drückt festeren
Eiter mit den Fingern um die Kapsel herum aus und spült den Abszess mit Jodlösung
wieder aus und legt Leukase-Kegel wieder in die Wunde. Vorerst, so sagt die Tierärztin,
muss die Abszesswunde weiter so behandelt werden wie bisher. Es scheint, dass dieser
Abszess etwas länger bis zur Ausheilung benötigt als gewöhnlich üblich. Aber es
bleibt nichts anderes üblich als weiter so zu handeln, denn Ozzy hat sich erstens
schon an die Prozedur nun etwas gewöhnt, zweitens fühlt er sich gut, ist lebhaft
und aktiv und drittens frisst und trinkt er wie ein gesundes Kaninchen. Wir müssen
abwarten wie die nächsten Tage verlaufen und ob weiter sich Eiter nachbildet. An
etwas anderes ist nicht zu denken in diesem Zustand.
Vierzehn Tage nach dem letzten Tierarztbesuch scheint die Abszesswunde verheilt
zu sein. Wir haben in den ganzen Tagen seit dem Tierarztbesuch am 05.08.2008
immer so die Wunde täglich einmal behandelt und gespült wie von der Tierärztin
uns gezeigt und empfohlen. Es war wirklich für Ozzy eine nicht ganz stressfreie
Prozedur, denn er wollte es nicht einfach über sich ergehen lassen und man
brauchte viel Geduld um die Wunde zu säubern und zu versorgen. Ohne Erfahrung in
dieser Hinsicht hätte ich täglich den Tierarzt aufsuchen müssen zur Spülung.
Das Befühlen der Abszessstelle ergibt, dass sich die Knochensubstanz an dieser
Stelle etwas verändert hat und es ist gut möglich, dass er aufgrund dessen in
Zukunft möglicherweise weiteren Fehlwuchs von Backenzähnen an dieser Stelle
bekommen kann und dies dann in gewissen Abständen immer kontrolliert und
tierärztlich korrigiert werden muss, wenn sich vor allem Anhaltspunkte zeigen
für Zahnproblematik im Mäulchen. Das wird die nächste Zeit noch zeigen, wie es
sich hier entwickelt, aktuell frisst er aber gut und ohne erkennbare Probleme
sein Futter und ist nach wie vor sehr lebhaft.
Wir sind froh, dass es Ozzy gut geht und danken der Tierärztin für ihre
Hilfe und Unterstützung!