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5.2.05. Berichte-Archiv : Abszesse : Kaninchen - Ozzy

Kaninchen Ozzy - Kieferabszess und Behandlungsweise

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31.07.2008

Kaninchen Ozzy ist ein typisches Zwergkaninchen. Er ist kleinwüchsig und eher ein Leichtgewicht. Das Alter von Ozzy beträgt zum aktuellen Zeitpunkt knapp 1,5 Jahre. Er ist ein sehr lebhaftes Kaninchen, welches sehr gerne im Auslauf ist und hier erst seine gänzliche Freude zeigt, indem er sehr schnell rennt und äußerst ausgefallene Luftsprünge zeigt und das Einfangen zum Problem werden kann, da er nicht so einfach sich greifen lässt.

Gegen Abend - er ist zu diesem Zeitpunkt im Käfig - fällt mir plötzlich auf, dass sein Kopf nicht 100prozentig symmetrisch erscheint. Von vorne betrachtet hat Ozzy eine kleine Beule auf der rechten Seite des Kinns. Das muss ich mir näher ansehen und nehme Ozzy vorsichtig aus dem Freilauf heraus, setze ihn mit dem Rücken zu mir gerichtet vor mir auf dem Schoß und taste symmetrisch den Kopf mit beiden Händen ab und stelle zur Beunruhigung fest, dass die linke Seite (von vorne betrachtet: rechts) eine Unförmigkeit aufweist, d. h. an der Unterseite einen Knubbel unter dem Kieferknochen. Der erste Gedanke - Abszessbildung - bestätigt sich durch mein näheres Befühlen der Stelle, denn der Knubbel lässt sich leicht eindrücken und die Masse ist verschiebbar. Ein Tumor kann es somit nicht sein, zumal die Wahrscheinlichkeit eines Abszesses generell höher ist als ein Tumor in solchen Fällen.

Der Entschluss ist klar: Morgen muss ich den Tierarzt aufsuchen und Ozzy untersuchen und selbstverständlich behandeln lassen. Was sein Fressverhalten betrifft: Es ist unverändert trotz dieses Problems und das ist gut, insofern muss ich nichts umstellen im Plan. Die abendliche Sprechstunde am nächsten Tag muss nun abgewartet werden.

01.08.2008

Ozzy hat sich rein verhaltensmäßig nicht verändert seit dem Feststellen des Abszesses und als ich nach der Arbeit nach Hause komme, sehe ich natürlich sofort nach Kaninchen Ozzy. Ich stelle fest, dass sich der Knubbel leicht vergrößert hat von gestern auf heute, zwar nur minimal, aber trotzdem deutlich sicht- und ertastbar. Es ist aber auch jedes mal das gleiche bei Abszessen, am Vortag denkt man, es ist alles noch alles i. O. und am nächsten Tag stellt man einen Knubbel im Kopfbereich fest. Es geht wirklich immer sehr schnell mit einer Abszessbildung im Kopfbereich.

Ich bereite die Transportbox vor und setze Ozzy hinein. Er ist ein sehr zutrauliches Kaninchen und deshalb hat er auch wenig Angst vor dem was ich tue. Aufgeregt ist er natürlich etwas, aber ich denke, dass der Eingriff nicht allzu kompliziert werden wird, denn es ist ein verhältnismäßig kleiner Knubbel noch. Ich hoffe es zumindest, dass alles gut verläuft und mache mich planmäßig mit meinem Sorgenkind in der Transportbox mit dem Auto auf dem Weg zur Tierärztin.

Angekommen, stelle ich fest, dass ich wohl keine allzu lange Wartezeit heute in Kauf nehmen muss. Ozzy schaut während dessen aus seiner Box, er ist sehr neugierig und schnuppert die frische und warme Sommer-Luft. Sicherheitshalber habe ich einen Napf und Trinkwasser mitgenommen, wenn die Wartezeit länger dauern sollte, denn es ist wirklich ziemlich warm an diesem Tag und gerne hätte ich Ozzy eine solche Behandlung an so einem Tag erspart, aber es geht nicht anders.

Ich werde mit dem Patienten Ozzy in die Praxis gebeten. Ich schildere meine Beobachtungen der Tierärztin. Sie untersucht den Kopfbereich und stellt die Diagnose entsprechend vorheriger Vermutung von mir. Da Abszessbildung oft mit Zahnabnormalitäten einher gehen, möchte die Tierärztin mit den notwendigen Kontrollinstrumenten zuerst nach den Backenzähnen schauen, bevor die weitere Behandlung der Abszesskapsel beginnen muss. Deshalb halte ich meinen Ozzy mit dem Rücken an mich gedrückt fest, indem ich mit der rechten Hand die Vorderpfoten umfasse und mit der linken Hand die Hinterpfoten. Leider ist mein Ozzy auch ein recht zappeliges Tier und ich muss ihn mit aller möglicher Kraft still halten. Er versteht es. Die Tierärztin führt Kieferspreizer und danach den Wangenhalter vorsichtig ein und öffnet so gewissenhaft das Mäulchen um dann mit den Spaltel zu kontrollieren und mit den Zangen und Feilen dann zu arbeiten. Sie muss zwei Spitzen abknipsen die in Richtung Zunge gewachsen waren, aber bisher hier keinerlei Verletzungen oder Schürfwunden verursacht haben. Es zeigt nur, sagt die Tierärztin, wie unterschiedlich Kaninchen bei diesen Problemen sich verhalten: Während manche Kaninchen bei minimalen Zahnspitzen schon fast mit Fressen aufhören, zeigen manche Kaninchen bei gleichem Zustand noch keine Veränderungen im Fressverhalten. Das sagt sie, weil ich extra betone, dass er hier keine Abweichungen zeigte. Es bestätigt sich - unabhängig davon - dass Abszessbildung grundsätzlich immer mit Zahnproblemen verbunden sind und deshalb das Mäulchen kontrolliert werden muss vor einer Abszess-Spaltung und Reinigung der Wunde danach.

Nachdem die Tierärztin die Backenzähne mit den dafür notwendigen Zahnbehandlungs-Set kontrolliert und korrigiert hat, muss der Abszess behandelt werden. Die Tierärztin rasiert dafür den Knubbel und rund herum alle Fellhaare weg. Anschließend wird die Haut mit einem Betäubungs-Spray (kühlend) befeuchtet und kurze Zeit bis zur Wirkung gewartet. Kaninchen Ozzy ist leider etwas zappelig, aber mit festem Griff an den Läufen stellt er seinen Widerwillen doch ein. Nachdem das Spray die Haut so gut es geht betäubt hat, ritzt die Tierärztin mit einer scharfen Klinge die Haut überhalb mittig des Abszesses auf und dann schließlich auch die Kapsel des Abszesses und erster Eiter tritt aus. Die Tierärztin öffnet den Hautspalt nur soweit es zwingend notwendig ist zum Ausdrücken des Eiters und zum Weg schneiden überflüssigem Abszesskapsel-Gewebe. Vorsichtig wird der grobe Eiter heraus gepresst und nachdem die Tierärztin sich sicher ist, dass dies geschehen ist, wird mit Vet-Sept (Jodlösung) die Wunde gespült und weiterer Eiter tritt beim Austritt der Lösung mit aus. Die Haut wird äußerlich gesäubert und zum Schluss noch zwei Leukase Kegel zur Desinfektion und Wundreinigung in den Hautspalt mit der Pinzette eingebracht. Schließlich hat Ozzy für heute erstmal die Prozedur überstanden und er ist froh nach abgeschlossener Behandlung zurück in der Transport-Box zu sein. Die Tierärztin meint, dass sie den Abszess gerne am kommenden Dienstag nochmal begutachten möchte. Ich soll bis dahin die Wunde offen halten, d. h. regelmäßig einmal am Tag spülen und somit weiteren Eiter entfernen der sich ggf. noch nachbilden könnte nach der Öffnung. Das wird natürlich gemacht wie sie mir empfiehlt, ich verabschiede mich von der Tierärztin und bringe Ozzy nach Hause.

Er ist von der Behandlung etwas geschlaucht, aber als ich zu Hause bin und ihn erstmal zurück in seinem Käfig setze, fängt er nach kurzer Zeit an wieder am Heu zu knabbern. Das erleichtert mich wirklich. Für heute soll sich Ozzy erstmal erholen. Ich bin froh, dass die Operation soweit gut verlaufen ist. An der Wunde soll ich bis zum Folgetag nichts mehr machen.

05.08.2008

Die letzten paar Tage seit der Abszess-Spaltung bis heute verliefen (was die Behandlung des Abzesses betrifft) immer gleich ab: Täglich einmal das Abmachen der Kruste auf der Wunde, vorsichtig versuchen festeren, neugebildeten Eiter auszudrücken und anschließendes Spülen mit Jodlösung zur Säuberung und Desinfektion. Ozzy gefällt diese tägliche Prozedur nicht wirklich. Zu zweit klappt die Prozedur nicht gut, deshalb mache ich es so: Ich knie mich auf dem Boden und nehme Ozzy zwischen die Knie und mit der linken Hand fixiere ich so gut es geht den Kopf um dann mit meinem Körper etwas gebeugt über ihm, um mit der rechten Hand und mit der Spülflüssigkeit in der Spritze die Abszesswunde auszuspülen. Es klappt nur zögerlich, aber es klappt dann jeden Tag ganz gut, allerdings nur mit etwas Zeitaufwand.

Es ist Dienstag und wie beim ersten Termin vereinbart, suche ich abends mit Ozzy die Tierärztin zur Kontrolle des Heilungsverlaufes auf. Nach der Wartezeit werde ich in die Praxis gerufen und stelle ihr Ozzy vor. Die Begutachtung der Wunde von ihr erfolgt und es hat sich leider noch nicht der Zustand eingestellt, dass sich kein Eiter mehr bildet. Sie öffnet den Abszess etwas weiter wieder und drückt festeren Eiter mit den Fingern um die Kapsel herum aus und spült den Abszess mit Jodlösung wieder aus und legt Leukase-Kegel wieder in die Wunde. Vorerst, so sagt die Tierärztin, muss die Abszesswunde weiter so behandelt werden wie bisher. Es scheint, dass dieser Abszess etwas länger bis zur Ausheilung benötigt als gewöhnlich üblich. Aber es bleibt nichts anderes üblich als weiter so zu handeln, denn Ozzy hat sich erstens schon an die Prozedur nun etwas gewöhnt, zweitens fühlt er sich gut, ist lebhaft und aktiv und drittens frisst und trinkt er wie ein gesundes Kaninchen. Wir müssen abwarten wie die nächsten Tage verlaufen und ob weiter sich Eiter nachbildet. An etwas anderes ist nicht zu denken in diesem Zustand.

20.08.2008

Vierzehn Tage nach dem letzten Tierarztbesuch scheint die Abszesswunde verheilt zu sein. Wir haben in den ganzen Tagen seit dem Tierarztbesuch am 05.08.2008 immer so die Wunde täglich einmal behandelt und gespült wie von der Tierärztin uns gezeigt und empfohlen. Es war wirklich für Ozzy eine nicht ganz stressfreie Prozedur, denn er wollte es nicht einfach über sich ergehen lassen und man brauchte viel Geduld um die Wunde zu säubern und zu versorgen. Ohne Erfahrung in dieser Hinsicht hätte ich täglich den Tierarzt aufsuchen müssen zur Spülung.

Das Befühlen der Abszessstelle ergibt, dass sich die Knochensubstanz an dieser Stelle etwas verändert hat und es ist gut möglich, dass er aufgrund dessen in Zukunft möglicherweise weiteren Fehlwuchs von Backenzähnen an dieser Stelle bekommen kann und dies dann in gewissen Abständen immer kontrolliert und tierärztlich korrigiert werden muss, wenn sich vor allem Anhaltspunkte zeigen für Zahnproblematik im Mäulchen. Das wird die nächste Zeit noch zeigen, wie es sich hier entwickelt, aktuell frisst er aber gut und ohne erkennbare Probleme sein Futter und ist nach wie vor sehr lebhaft.

Wir sind froh, dass es Ozzy gut geht und danken der Tierärztin für ihre Hilfe und Unterstützung!



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