KONTAKT/IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS
Ich bin Meerschweinchen Leni und möchte meine wahre Geschichte
erzählen. Leider war der Schock und die Schmerzen die mir damals zugefügt
wurden sehr groß und ich kann mich an die Monate vor dem Schicksalstag, wo und
wie ich lebte, nur noch verschwommen erinnern. Soweit ich mich aber noch erinnern
kann, lebte ich in einem Käfig mit meinem Freund Kaninchen zusammen. Wir
verstanden uns zwar, wenn auch nicht sprachlich, aber mir fehlten doch sehr passende
Partner: Meerschweinchen wie ich.
Ich fühlte mich also dennoch irgendwie einsam, genau wie Freund Kaninchen. Dazu
kam noch, dass mir Menschen-Kinder oft weh taten, sie packten mich zu fest an und
gingen mit mir um wie als würde ich nichts empfinden. Ich hatte jedesmal
große Angst wenn man mich aus meiner sicheren Behausung heraus nehmen wollte,
ich flüchtete panisch in mein kleines Schlafhäuschen - doch jedesmal wenn
sie mich nicht gleich zu packen bekamen, wurde ich noch unsanfter behandelt und so
ließ ich es eben dann irgendwann regungslos immer über mich ergehen...
Ich war jedesmal froh, wenn ich wieder zurück in meinem Käfig zu Freund
Kaninchen gesetzt wurde und meine Ruhe hatte, auch zum Fressen. Mein Freund
Kaninchen wurde nicht besser behandelt und wir trösteten uns immer gegenseitig
damit, dass wir es irgendwann vielleicht mal besser haben werden...wir verstanden
uns zwar sprachlich nicht, aber jeder wusste von dem anderen was er fühlte und
dachte... Ach Leute, warum "halten" manche Menschen uns kleine Lebewesen erst
überhaupt?
Aber nun möchte ich von meinem Schicksal berichten und wie es mir danach
erging...
Mir wird plötzlich schwarz vor Augen und verspüre starke Zahnschmerzen
und den Geschmack von Blut im Mäulchen. Plötzlich ist die Panik hier
groß und trotz den Schmerzen verspüre ich zum ersten Mal etwas Besorgnis
meiner Besitzer. Ich werde überstürzt in eine Box gepackt und kann mich
nicht einmal von meinem Freund Kaninchen verabschieden. Ich habe Angst, weiß
nicht was mit mir jetzt passieren wird oder was auf mich zukommt oder wohin man mich
jetzt fährt oder machen wird... Ich bewege mich nicht mehr - vor Angst und vor
Zahnschmerzen bleibe ich in einer Ecke der Box an die Wand gekauert...
Ich höre meine Besitzer sagen, dass sie mich zu einem Tierarzt bringen. Das
Wort Tierarzt höre ich zum ersten Mal aus dem Mund meiner Besitzer, aber was
wird dieser mit mir machen? Ich habe große Angst als das Auto anhält und
ich in meiner kleinen Box transportiert werde - aber plötzlich verspüre
ich das Gefühl von Sicherheit als mich der Tierarzt aus der Box nimmt. Ich
werde sanft angefasst und untersucht. Man ist über meinem Zustand
erschüttert. Mein Schock legt sich etwas und ich bemerke jetzt endlich auch was
genau mit mir los ist. Meine Vorderzähne sind ganz abgebrochen, wie
ausgeschlagen und daher diese schlimmen Schmerzen. Der Tierarzt nimmt sie mir aus
meinem noch blutendem Mäulchen heraus und überzeugt meine bisherigen
Besitzer mich doch abzugeben, da ich ab sofort spezielle Pflege bedarf. Man stimmt
gleich zu und ich höre sie noch im Weggehen sagen, "dass wir uns dann eben ein
Anderes holen und zum Kaninchen setzen"... Ich werde noch nicht mal zum Abschied
gestreichelt, aber das hatte ich auch nicht wirklich erwartet. Ich muss an Freund
Kaninchen denken und ich bin einfach nur noch traurig und mir tut mein Mäulchen
weh...
Ich höre wie der Tierarzt mit Freunden telefoniert und dass man zustimmt mich
zu holen und zu pflegen. Wohin werde ich denn jetzt kommen? Wie lange wird es
dauern, bis es mir wieder besser geht? Wann kann ich wieder knabbern? Mir gehen
viele Fragen im Kopf herum. Ich werde noch einmal untersucht und spüre einen
Piks im Rücken, es tut mir etwas weh, aber kurze Zeit später lassen die
Zahnschmerzen merklich nach. Ich bin so froh darüber!
Ich werde in eine andere Box zurück gesetzt und höre Stimmen mir noch
fremder Personen und plötzlich fahre ich schon wieder mit einem Auto. Mich
schlaucht dass alles sehr und möchte mich einfach heute nur noch ausruhen
können...und etwas später kommt endlich diese Gelegenheit. Ich werde aus
meiner Box genommen und in einer Behausung untergebracht die nach frischer
Hobelspäne und gutem Heu riecht. Sicherheit und Ruhe umgibt mich die man in so
einem Zustand auch nötig hat. Ich höre Stimmen von Artgenossen und das
macht glücklich. Mein Misstrauen gegenüber Menschen ist groß, aber
ich habe das Gefühl, dass man sich hier gut mit uns Meerschweinchen auskennt
nach all dem was so meine Artgenossen so reden.
Nachdem ich mich von den Strapazen der vergangenen Stunden etwas erholt habe,
bekomme ich Hunger und obwohl meine Vorderzähne komplett fehlen, gelingt es mir
doch Heuhalme zu schnappen und mit meinen Backenzähnen zu mahlen. Man
beobachtet mich dabei und ich bekomme Möhrenkraut angeboten, was ich genauso
aufnehmen kann wie die guten Heuhalme. Mir machen die Worte, "wenn Leni so
weitermacht, wird sie es schaffen, sie bekommt auf jeden Fall hauptsächlich nur
Heu, damit nix mit den Backenzähnen von Leni noch hinzukommt..." viel Mut nicht
aufzugeben und ich fresse weiter viel Heu um meinen jetzigen Besitzern Freude zu
machen.
Die Ereignisse des vergangen Tages haben mich ziemlich mitgenommen und auch wenn
es recht gut mit dem Heu fressen klappt ohne meine Vorderzähne, so strengt es
mich doch etwas mehr an und meine Schmerzen im Mäulchen kommen wieder
zurück, die ich auch gestern vor der Spritze hatte. Ich spüre Besorgnis
meiner Besitzer und sie beschließen "Schmerzmittel" wieder zu geben und mich
"zuzufüttern". Was meinen sie bloß damit? Ich habe das alles noch nie
gehört.
Ich werde aus meiner sicheren Behausung herausgenommen und auf einer flauschigen
Decke gesetzt und man gibt mir mit einer kleinen Spritze ohne Nadel ein wenig von
einer süßlich schmeckenden Flüssigkeit ein, einen ganz winzigen
Tropfen. Etwas später gibt man mir "aufgeweichte Pellets" seitlich ins
Mäulchen mit dem Finger ein. Ich mahle sie und es bekommt mir wirklich gut und
ich fühle mich nach dem Zufüttern satt und besser und noch etwas
später lassen auch meine Schmerzen im Maulbereich nach. Gott sei Dank. Das
Zufüttern musste ich noch zweimal heute über mich ergehen lassen...aber es
tut mir einfach gut und das spüren auch meine Besitzer.
Gegen abend werde ich in eine Schüssel gesetzt und ich höre, dass ich "750
Gramm wiege und so noch ein recht gutes Gewicht habe".
Ich fühle mich wieder besser und habe auch wieder mehr Lust zum Selbst
fressen und mit Vorliebe fresse ich gut schmeckendes grünes Heu zur Freude
meiner Besitzer. Ebenso nehme ich gerne das mir angebotene Möhrenkraut auf. Ich
bekomme zwar gesundes Obst und Gemüse klein geschnitten angeboten, aber ich
habe im Moment darauf noch keinen Appetit und fresse lieber das Heu und noch ein
paar Knäckebrot-Stücke, denn das bekommt mir und meinen Backenzähnen
im Moment gut. Meinen Durst lösche ich mit frischem Trinkwasser aus einem Napf.
Aufgrund dessen, dass ich wieder mehr Appetit habe, höre ich wie man
beschließt erst einmal das Zufüttern mit Pellets einzustellen. Nein, man
braucht mich wirklich nicht zu mästen.
Meine Vorderzähne wachsen auch schon wieder nach. Mein Mäulchen wird von
meinen Besitzern vorsichtig untersucht und man freut sich sehr darüber, dass
dem so ist und Ansätze wieder sichtbar sind und ich freue mich natürlich
auch, denn ich möchte bald wieder richtig knabbern können.
Ich bekomme zwar keine weichen Pellets mehr zugefüttert, aber was ich in diesen
Tagen noch via Spritze ohne Nadel ins Mäulchen bekomme ist dieser winzige
Tropfen von diesem Schmerzmittel und das hilft mir und die noch vorhandenen
Schmerzen lassen nach.
Meine Vorderzähne wachsen wieder nach und ich bin so froh darüber, dass
ich langsam aber sicher wieder außer Heu mahlen auch wieder knabbern kann. Mir
schmeckt Apfel und Fenchelknolle am besten, an Möhren traue ich mich noch nicht
so sehr heran. Ich bin auch froh darüber, dass ich endlich das Knäckebrot
selbst abknabbern kann und auch Haferflocken schmecken mir inzwischen. Leider sind
meine Vorderzähne noch nicht waagerecht, sondern lt. meinen Besitzern
ungleichmäßig nachgewachsen, aber das wird schon noch werden, da ich ja
jetzt dennoch prima wieder selber knabbern kann und mir so Mühe geben
kann.
Ach, ich bin so froh, dass es mir im Moment so gut geht, das Streicheln von meinen
Besitzern gefällt mir auch sehr gut und jedesmal wenn ich meine Besitzer
höre wie sie ins Zimmer kommen, dann pfeife ich vor Freude einfach drauf
los.
Schmerzmittel bekomme ich nicht mehr und das haben meine Besitzer auch richtig
erkannt, denn meine Vorderzähne sind ja auch wieder da und inzwischen sind ja
auch ein paar Tage seit meinem schlimmen Erlebnis vergangen...die Schmerzen haben
nachgelassen.
Ich habe mich aus irgendeinem Grund in den letzten Tagen nicht wohl gefühlt und weniger selbst gefressen, wahrscheinlich habe ich mich vor Freude einfach übernommen und das hat mir Kraft gekostet. Ich wurde von meinen Besitzern mit weichen Pellets, die mir seitlich wieder ins Mäulchen geschoben wurden, oder mit Pelletsbrei aus der Spritze ohne Nadel zugefüttert und das habe ich gerne angenommen, es hat mir wie vor einigen Tagen gut getan und ich kam wieder zu Kräften und ich habe langsam aber sicher wieder mehr Kraft zum selber fressen. Dank dem Zufüttern habe ich auch wieder die 50 Gramm die ich lt. Meinen Besitzern in diesen Tagen abgenommen hatte wieder zulegen können und das war gerade noch rechtzeitig, denn sonst wären am Ende noch lt. Meinen Besitzern Backenzahnprobleme hinzu gekommen, wenn ich jetzt nicht wieder das Heu fressen angefangen hätte.
Ich fühle mich einfach wieder gut! Meine Vorderzähne sind wieder alle da und auch endlich waagerecht abgenutzt, weil ich wieder in den letzten Tagen mehr selbst gefressen und geknabbert habe, hauptsächlich natürlich Heu aber inzwischen auch Obst, Gemüse und andere Knabbersachen. Ich habe meinen Appetit wieder gefunden und schlage mir mit viel Heu den Bauch voll. Das Zufüttern haben meine Besitzer wieder eingestellt und ich habe auch keinen Bock mehr darauf, denn schließlich sind ja auch alle meine Zähne wieder da und da will ich schließlich selbstständig wieder meine Nahrung aufnehmen.
Ja, lange ist es jetzt her seit meinem schlimmen Ereignis und seit ich jetzt hier
lebe. Mir geht es gut und ich kann alles wieder selbst fressen wie es sich
gehört und inzwischen esse ich auch ein paar weiche Pellets täglich
selbstständig die mir meine zweibeinigen Freunde immer zusätzlich geben,
die haben mir damals noch nicht geschmeckt und deshalb musste ich "zugefüttert"
werden mit den weichen Pellets oder dem Pelletsbrei.
Ich habe nicht aufgegeben, niemals, weil ich gespürt habe, dass man sich
für mich interessiert und wie viel Mühe sich meine Besitzer gegeben haben
als es mir nicht gut ging. Und weil ich eben nicht aufgegeben habe und so, musste
ich auch nicht mehr zum Tierarzt gefahren werden.
Meine Freude drücke ich immer mit lauten Pfeiftönen aus, wenn ich meine
Besitzer kommen höre oder mit Gluckslauten, wenn ich gestreichelt werde. Wie
wird es aber Freund Kaninchen im Moment gehen? Ich denke sehr oft an ihn, immer wenn
ich mich ausruhe muss ich über ihn nachdenken und ich bin traurig, denn ich
vermisse ihn sehr... inzwischen hat man sich ja sicherlich einen "Ersatz" für
mich geholt und es muss nun das über sich ergehen lassen, was ich erdulden
musste bis zu meinem schlimmen Erlebnis... Warum ist das Leben immer so
ungerecht?
Meerschweinchen Leni