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INHALTSVERZEICHNIS
Lucy ist ein ca. 5-jähriges Zwergrussenkaninchen, das ich 2001 aus dem Tierheim geholt habe. Sie wurde mir als gesundes Tier vermittelt, es stellte sich jedoch am gleichen Tag durch meinen Tierarzt heraus, dass sie unter einem nicht behandelten chronischen Schnupfen litt und auch immer noch leidet. 2002 erkrankte sie an e.cuniculi, doch durch sofortige Diagnose und die richtige Behandlung konnte unser Tierarzt Lucys Leben retten.
Ihre Epilepsie-Geschichte begann zwei Jahre später, im Sommer 2004. Sie und ihr
Kaninchenpartner Krümel durften sich in unserem Garten austoben. Lucy "graste"
ungefähr 3 m von mir und meinem Freund entfernt im Rasen. Wir beobachteten sie und
sahen, dass sie sich plötzlich auf die Seite warf. Im ersten Moment waren wir
gerührt, da wir annahmen, sie fühle sich pudelwohl und würde es so zum
Ausdruck bringen. Fehlanzeige! Sie biss sich immer wieder in den rechten Hinterlauf. Ihr
kleiner Körper krampfte total nach rechts, sie würgte und biss sich
zwischendrin immer wieder in den hinteren rechten Lauf.
Wir waren sofort bei ihr. Ich nahm sie in meine Hände, versuchte, sie zu beruhigen,
und ging ehrlich gesagt davon aus, dass sie einen Todeskampf führt. Das ganze
dauerte ca. 15 - 20 Sekunden. Danach biss sie mir leicht in den Finger, schubste meine
Hand mit ihrem Köpfchen weg und signalisierte mir, ich solle sie in Ruhe lassen. Sie
hoppelte davon und graste weiter, als wäre nichts gewesen.
Wir sind davon ausgegangen, dass sie vermutlich von einer Ameise oder ähnlichem in
den Hinterlauf gestochen worden ist und sie daher diesen "Anfall" gehabt hatte. Zum
Tierarzt gingen wir damals nicht. Leider, denn je früher desto besser wäre es gewesen!
Am 04.09.04, ca. 2 Monate nach diesem Ereignis, konnte ich erneut einen derartigen
Anfall miterleben. Diesmal fand er zu später Stunde gegen 1 Uhr früh statt, als
sie bereits im Käfig saßen. Er dauerte ca. 10 Sekunden und spielte sich
genauso ab wie damals im Garten. Nach dem Anfall war sie genauso normal wie sonst auch
immer.
Das ganze ließ mir keine Ruhe. Da ich mit Krümel zum Tierarzt musste, nahm ich
Lucy gleich mit. Der Tierarzt stellte bei ihr jedoch nichts fest. Von derartigen
Anfällen bei Kaninchen hatte er bis dato auch noch nicht gehört.
Unruhig und unbefriedigt kontaktierte ich meinen bisherigen Tierarzt, der
mich sofort in die Praxis konsultierte, da er bereits Erfahrungen mit Epilepsie bei
Kaninchen hatte.
Lucy wurde an ein EKG angeschlossen, um einen möglichen Herzfehler, der die
Anfälle ggf. auslösen könnte, auszuschließen. Das EKG war
hervorragend trotz der Autofahrt und des damit verbundenen Stresses. Weiterhin versuchten
wir, Blut für ein "großes Blutbild" (von manchen Tierärzten auch
Kaninchenbild genannt) zu entnehmen, was jedoch aufgrund des geringen Gewichts (1 kg)
nicht möglich war.
Lucy bekam eine Spritze mit einem Medikament sowie ein Vitamin-B-Präparat. Weiterhin
verschrieb ihr der Tierarzt Luminaletten, von denen ich ihr täglich gegen Abend 1/4
Tablette geben sollte. Er warnte mich bereits vor, dass ihre Epilepsie
möglicherweise nicht geheilt werden könne und sie somit ihr Leben lang in einem
Turnus von 4 - 6 Wochen gespritzt werden und außerdem täglich die Dosis
Tabletten nehmen müsse.
Die Tabletten sind jedoch so gering dosiert, dass die Langzeiteinnahme zu keinen
Organschädigungen führen würde.
Am 04.10.04 erschienen wir erneut in der Praxis zur 2. Spritze. Erfreulicherweise war
seit der 1. Behandlung kein weiterer Anfall aufgetreten. Die 3. Spritze bekam sie Anfang
November 2004, auch wieder mit dem Ergebnis: Kein weiterer Anfall seit dem letzten
Besuch! In Absprache mit dem Tierarzt setzen wir die Behandlung danach aus. Sie bekam
für den Monat Dezember keine Spritze mehr, und die Luminaletten wurden gegen Mitte
Dezember abgesetzt.
Leider musste ich Ende Januar den Tierarzt davon unterrichten, dass es wohl eine
permanente Epilepsie sein würde, da sie an diesem Tag erneut einen Anfall hatte.
Dieser verlief jedoch diesmal in ganz anderer Form. Sie kam auf mich ganz langsam
zugelaufen, dabei zog sie bereits einen Hinterlauf seltsam nach. Statt eines Abschleckens
meiner Hand zur Begrüßung drückte sie nur sanft ihre Schnauze auf meinen
Handrücken und zuckte seltsam. Sie versuchte, sich von mir zu entfernen, kroch
jedoch sehr langsam, so dass ich sie festhalten und streicheln konnte. Dann begann sie
leicht zu krampfen.
Nachdem dieser Anfall an einem Samstag stattfand und nur mein Landtierarzt geöffnet
hatte, bin ich zu diesem in die Praxis. Er behandelte auf Verdacht eines
e.c.-Rückfalls mit Antibiotikum, teilte jedoch bereits vor Ort mit, dass er
eigentlich e.c. ausschließen könne. Von Epilepsie hatte er noch immer nichts
gehört, und ich erklärte ihm, dass Lucy darunter leiden würde und mit
ziemlicher Sicherheit dies erneut ein Anfall gewesen sei.
Wir haben in den letzten Wochen einige Male beobachtet, dass Lucy zuerst das
Schwänzchen, dann z. T. die Hinterläufe krampfte. Dies trat vermehrt in Zeiten
auf, in denen sie "gamsig" ist (sie ist nicht kastriert). Der Tierarzt hat uns
bestätigt, dass Derartiges durchaus passieren kann, da das Tier dann vom Befinden
her so hochtourig ist, dass diese innere Unruhe Krämpfen förderlich
entgegenwirkt. Ebenso kann es bei Vollmond eher zu Krämpfen kommen.
Wir haben zusammen in der Praxis die Epilepsiebehandlung aus dem Buch von Dr. Alois Weber
"Kaninchen - Homöopathie und Kräuteranwendung" besprochen. Lucy wird nun
zusätzlich zu den Luminaletten täglich 1 Tablette (bzw. 5 Globuli) Oenanthe
crocata D6 erhalten. Weiterhin werden wir einen Therapievorschlag der Firma Heel
durchführen, nämlich zweimal wöchentlich je 0,5 ml Coenzyme compositum
plus Ubichinon compositum ins Mäulchen eingeben.
Ich habe meinen Tierarzt gefragt, was ich im Falle eines Anfalls tun kann. Die kurze
und niederschmetternde Antwort: "Nichts!" Einzig und allein kann ich dafür Sorge
tragen, dass sich Lucy während eines Anfalls nicht verletzen kann, d. h. spitze bzw.
harte Gegenstände entfernen. Außerdem keine lauten Geräusche verursachen,
sprich nicht laut sprechen oder gar schreien, keine laute Musik. Das Tier sollte auch
nicht angefasst werden, jedoch kann man, sofern man selbst dazu in der Lage ist, leise
und ganz ruhig dem Tier zureden. Nach einem Anfall kann das Tier durchaus gestreichelt
werden, sofern es dies zulässt.
Lucy hat nach ihrem 1. Anfall im Sommer 2003 meine Hand mehr als deutlich mehrmals
weggestoßen - ein klares Zeichen, das Tier in Ruhe zu lassen.
Leider kennen sich zahlreiche Tierärzte mit Epilepsie bei Kaninchen nicht aus! Es
wird i. d. R. zuerst von e.c. ausgegangen und dahingehend behandelt (i. d. R. mit
Antibiotika)! Diese Art der Behandlung hilft bei Epilepsiefällen jedoch nicht.
Da ich mit Lucy bereits miterlebt habe, wie e.c. verläuft und wie ein
epilepsiebedingter Anfall aussieht, kann ich persönlich beides unterscheiden.
Wichtig ist, sich in jedem Fall einen Tierarzt zu suchen, der die Krankheit ernst nimmt!
Epilepsiekaninchen müssen normalerweise nicht eingeschläfert werden!
Voraussetzung hierfür sind jedoch eine Ahnung des Tierarztes (oder Austausch mit
einem erfahrenen Tierarzt) und folglich daraus die richtige Behandlung.
ein EKG durchführen lassen denn so lässt sich feststellen, ob die
Anfälle möglicherweise durch einen Herzfehler zu Tage treten,
ein großes Blutbild (Kaninchenbild, sofern möglich) erstellen lassen,
denn wie auch beim Menschen kann man über ein großes Blutbild
Veränderungen erkennen. Leider geben sehr wenige Kaninchen z. B. aufgrund eines zu
geringen Gewichts genügend Blut für ein Blutbild ab. Hier sollte man in jedem
Fall gut überlegen, ob man, sofern Ohr oder Pfote zu wenig Blut geben, wirklich das
Blut aus dem Hals des Tieres nimmt. Dieser Eingriff kann sehr schmerzhaft sein und zu
Blutergüssen führen. Es ist eine Qual für das Tier. Wir haben es bei Lucy
nicht durchführen lassen!
Anfälle müssen nicht immer Epilepsie sein! Es hat auch bereits Fälle
gegeben, in denen Anfälle aufgetreten sind aufgrund einer Schilddrüsenkrankheit
oder eines Herzfehlers oder sogar aufgrund eines möglichen Hirntumors (bei letzteren
Anfällen treten i. d. R. in kürzester Zeit neben den Krämpfen weitere
Beschwerden auf, wie z.B. Erblindung)!
Lucy wird wohl ihr Leben lang im 4-6 Wochen-Turnus Spritzen bekommen. Außerdem wird
sie jeden Abend auf einem Stück Apfel ihre 1/4 Luminalette fressen müssen. Das
stört mich jedoch nicht. Ihr geht es gut, sie ist anfallsfrei und munter, als
wäre nichts! Es ist ein Irrglaube, dass die Therapie mit den Luminaletten sie
schläfrig macht oder apathisch.
Kostenpunkt des Ganzen: Alle 4 - 6 Wochen für die Spritzen ca. 20 Euro. Die
Luminaletten kosten ca. 10 Euro, reichen jedoch bei vorgenannter Dosierung ca. 6 - 7
Monate.
Zuletzt möchte ich jeden bitten, von einer in Eigenregie eingeführten
Behandlung aufgrund von Tipps aus Büchern oder diesem Erfahrungsbericht Abstand zu
nehmen! Jedes Tier reagiert schon allein aus Gewichtsgründen anders auf Medikamente!
Die Rücksprache mit einem Tierarzt ist in jedem Fall zwingend erforderlich!