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4.2.10. Berichte-Archiv : Nervenkrankheiten : Kaninchen : Kopfschiefhaltung - wieder gesund!

Text - © Tanja D.

Am Vortag war das Kaninchen noch ganz normal und gesund. Am Morgen darauf fiel mir sein schiefer Kopf auf.

1. Tag

Der Kopf des Kaninchens ist ganz schief. Es hoppelt immer im Kreis herum, wenn es geradeaus laufen möchte. Es kann zwar noch zum Fressplatz hoppeln (die 2 Kaninchen leben frei in der Wohnung und gehen aufs Katzenklo) und etwas fressen, findet aber nicht mehr gut zum Schlafplatz zurück. Es hat einen starken linksdrall.

Am gleichen Tag Tierarztbesuch. Verdacht auf Encephalitozoonose. Es wird gesagt, die Chance sei ca. 50 zu 50, dass es überlebt. Gegen den Parasiten erhält es Panacur. Außerdem Antibiotika für 10 Tage (oral) und eine Spritze mit Kortison. Ein Bluttest wird gemacht um Sicherheit zu erhalten, dass das Kaninchen Träger des Parasiten ist. Der Zustand ist abends jedoch noch schlechter.

2. Tag

Der Kopf ist noch schiefer. Das Gesicht kann nicht mehr gegen vorne gehalten werden. Der Kopf wird wie von einem Krampf immer wieder seitlich nach Hinten gezogen und geht immer hin und her. Das Auge auf der schiefen Seite zuckt hin und her. Fressen ist nicht mehr gut möglich, da der Kopf immer nach hinten zuckt und das Maul schon fast gegen oben schaut und nicht mehr gegen unten.

3. Tag

Das Kaninchen kipp dauernd um. Es ist völlig desorientiert. Kann nicht mehr aufs Kistchen. Bei jeder Unebenheit fällt es um und rollt dann zuckend auf dem Rücken herum, bis es irgendwann wieder auf den Füßen landet. Fressen ist selber nicht mehr möglich. Ich schneide Äpfel und Salat in mundbreite Streifen und halte diese von den Mund. Das Kaninchen frisst gierig.

4. Tag

Das Tier kann praktisch nicht mehr auf den Pfötchen stehen. Es kippt dauernd und gerät sofort in Panik. Es ist völlig desorientiert und rollt und zuckt herum. Um die Panik zu vermeiden beschließen wir es in einen Wäschekorb zu packen. Dick ausgepolstert mit Badetüchern. Auf diese Weise bleibt eine Kuhle in welcher das Tier einigermaßen fixiert ist und nicht mehr kippen kann.

Die Tierärztin ruft an. Das Kaninchen ist Encephalitozoonose-positiv. Die Wahrscheinlichkeit, dass das zweite Kaninchen auch Träger ist ist groß.

5. Tag

Stehen ist nicht mehr möglich. Das Tier liegt auf der Seite oder auf dem Rücken. Selber fressen ist unmöglich. Wir füttern es weiter stündlich (auch Nachts!) mit mundbreiten Streifen von Salat und Äpfeln, außerdem ein paar Körnchen. Mit einer Spritze tropfen wir Wasser auf die Lippen. Es frisst extrem gierig und viel und leckt auch das Wasser auf. Die Badetücher wechseln wir 3-4 x pro Tag.

6. Tag

Es ist praktisch rund um die Uhr Betreuung nötig. Das Kaninchen liegt nur noch auf dem Rücken und zuckt mit den Pfötchen. Ab und zu versucht es sich zu bewegen. Es dreht sich Energisch mehrmals herum. Stehen ist jedoch nicht möglich.

7. Tag

An diesem Tag wollten wir uns entscheiden, ob wir das Kaninichen einschläfern oder nicht. Es ist in einem jämmerlichen Zustand. Das schlimmste ist das ganze mitanzusehen. Es sieht aus, als würde es nächstens sterben. Das Tier musst ständig von Urin gesäubert werden. Dann bekommt es auch noch Durchfall. Cetalac Tabletten mit Wasser aufgelöst und mit der Spritze eingegeben helfen aber auch bei ganz schlimmem Durchfall sofort. Da dass Kaninchen aber immer noch mit Riesenapettit frisst bringen wir es nicht übers Herz es einschläfern zu lassen. Wir beschließen noch etwas zu warten.

In der Nacht auf den nächsten Tag (ich habe den Wäschekorb neben das Bett gestellt, damit ich nachts ca. stündlich ein paar Häppchen geben kann), wache ich auf und sehe das das Kaninchen auf den Füßen steht! Es kann sich so einige Minuten halten.

8. Tag

Da wir beide arbeiten muss ich meine Mutter und meinen Nachbarn mobilisieren das Kaninchen zu betreuen, da es sich nun gar nicht mehr bewegen kann (außer die wilden Drehbewegungen etwa alle 30 Minuten). Es muss ständig gesäubert werden mit Feuchtüchern etc. Trotzdem fängt es langsam an unangenehm zu riechen. Jedoch kann es immer ein paar Minuten länger auf den Füßen stehen. Seit der letzten Nach kann es dann sogar wieder selber fressen.

9. Tag

Der Zustand ist immer noch ähnlich.

10. Tag

Besuch bei der Tierärztin. Sie ist geschockt, als sie das Tier sieht und denkt es gäbe kaum Hoffung. Wir merken, dass wir uns an den schlimmen Zustand einfach schon ziemlich gewöhnt haben. Die Kollegen in ihrer Gemeinschaftspraktisch, sind für Einschläfern. Die Tierärztin selber meint sie würde das Wochenende noch abwarten, da das Kaninchen ja noch frisst. Wir nehmen es wieder mit und pflegen es weiter.

11. Tag

Der Zustand ist unverändert ziemlich schlecht. Außer, dass es minutenweise auf den Füßen stehen kann.

12. Tag

Wir nehmen das Kaninchen aus dem Wäschekorb und schauen ob es ein paar Schritte gehen kann. Es klappt! Danach kippt es jedoch gleich um. Für 4-5 Schritte reicht es jedoch. Das gesunde Kaninchen greift aber an. Wir müssen die zwei also weiterhin sicher trennen.

Ab 13. Tag

Von diesem Tag an geht es jeden Tag rasant aufwärts. Es sind immer mehr Schritte hintereinander möglich. Jedoch kann das Kaninchen nur auf dem Teppich laufen. Auf dem Parkett verliert es die Orientierung und kippt. Es bleibt von selber auf dem Teppich. Jeden Tag geht es massiv besser. Das Kaninchen lernt richtig gehend neu laufen und probiert alles aus. Je besser es mit Laufen geht, desto mehr fängt es an herumzulaufen. Anfangs kann es nur linkskurven laufen.

Die zwei Kaninchen müssen aber getrennt werden. Das gesunde attackiert auf massivste Weise.Langsam gewöhnen wir die zwei zusammen. Nach zwei Wochen ist es geschafft. Nun hat aber plötzlich das zweite Kaninchen einen schrägen Kopf! Jedoch nicht im gleichen Ausmaß wie das erste. Der Zustand verschlechtert sich auch nicht so schnell (dieses Kaninchen ist auch einiges robuster und schwerer als das andere (960 und 1360 Gramm je). Wir behandeln sofort mit Panacur. Der Zustand verschlechtert sich nur wenig. Es ist unsicher auf den Beinen und der Kopf leicht schräg. Ansonsten ist es fröhlich und fit. Das ist jetzt seit ca. 5 Tagen so und der Zustand bleibt stabil. Die Zwei kommen wieder gut zusammen aus und putzen sich auch wieder gegenseitig.

Die Tierärzte/innen sind sehr verwundert! Sie meinen, dass die meisten TierhalterInnen es nicht so lange durchhalten. Gut also zu wissen, dass Heilung auch in ganz schlimmen Fällen möglich ist. Wenn es möglich ist das Kaninchen zu pflegen, sollte man also nicht aufgeben! Die eine Tierärztin, welche nicht dringen zum Einschläfern riet meinte, dass sie solange das Tier frisst nicht aufgeben würde. Das Problem ist, das merkte ich auch bei mir, dass man den schlimmen Zustand fast nicht mit ansehen kann. Man sollte sich aber immer fragen, ob das Tier so leidet, dass man es einschläfern muss. Nur weil man selber den Anblick nicht mehr erträgt ist kein Grund zum Einschläfern! Diese Einstellung hat uns geholfen das ganze durchzustehen!!!



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