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4.2.01. Berichte-Archiv : Nervenkrankheiten : Kaninchen : Kopfschiefhaltung - Pauline

Jahr 2002 - Encephalitis Zoonose, eine damals weitgehend unbekannte Krankheit

pauline2 (36K)

Die folgende Begebenheit ist wahr und wir möchten sie gerne veröffentlichen, in der Hoffnung, dass diese Leidensgeschichte anderen Kaninchen mit der gleichen Krankheit erspart bleibt.

Bevor wir anfangen, möchten wir kurz Pauline beschreiben. Pauline war ein sehr gutmütiges Kaninchen mit Hängeohren, also ein Widder. Sie kam im Jahr 1999 zu uns (war bereits ein Jahr alt), sie wurde, und anders können wir es nicht ausdrücken "abgeschoben", von Leuten, aus dem einfachen Grund, weil sie sich nicht mehr mit ihrer Tochter verstanden hat. Man wollte keine extra Behausung bauen, obwohl Platz genug vorhanden war. Ja, und so ist Pauline eben zu uns gekommen.

19.07.2002

Es ist Freitag morgen und wie gewohnt öffnen wir unserer Pauline den Käfig, damit sie "ihre Runden im Zimmer drehen kann". Sie liebt den Freilauf sehr und möchte gerne gestreichelt werden, wobei sie sich immer ganz flach auf dem Boden legt. Sie liebt ihre täglichen Streicheleinheiten! Es scheint für Pauline ein ganz normaler Tag zu werden...

Mittags, meine Mutter ist gerade mit dem Staub saugen fertig als ich nach Hause komme und in Paulines Käfig sehe. Pauline wirkt apathisch und hält den Kopf schief, und kann nicht laufen. Wir öffnen den Käfig und streicheln sie, mit wenig Reaktion. Was ist so plötzlich mit Pauline los? Uns wird Angst und Bange! Was machen wir jetzt? Tierarzt!

In großer Sorge und in Panik fahren wir mit Pauline in ihrer Transportbox zu dem Tierarzt der schon ab 14 Uhr Sprechstunde hat. Ausserdem ziehen wir diesen Tierarzt in Betracht, weil der Weg nicht so weit ist, denn wir wissen nicht ob Pauline die andere weitere Strecke überhaupt in ihrem Zustand überstehen würde, denn es war auch plötzlich sehr warm geworden und im Auto fast unerträglich...

Wir fahren also zu diesem Tierarzt, in der Annahme, dass Pauline mit ihrem Problemen dort geholfen wird.

Wir gehen in die Praxis und warten ungeduldig mit Pauline darauf, dass wir drankommen und unser Paulinchen untersucht wird. Da Kopfschiefhaltung, so wissen wir, auch auf Ohrenentzündung hindeuten könnte, bittet meine Mutter diesen Tierarzt ausdrücklich die Ohren genau zu untersuchen. Er tat das auch, mit dem Ergebnis: "nur ein bisschen Dreck ist drin, sonst OK...." Wir mussten das glauben, dass alles soweit ok ist...

Sie wurde jetzt auf Verdacht hin behandelt, und zwar auf "Encephalitizoonose", bzw. "Head Tilt". Eine uns bis dato unbekannte Krankheit bei Kaninchen.

Pauline bekam Antibiotika, entzündungshemmendes Mittel sowie Vitamin B gespritzt. Dazu bekamen wir Chloromycetin Palmitat mit wovon wir täglich 2 x 2 ml oral eingeben sollen. Eine Dosis, die uns irgendwie viel zu hoch erschien. Meine Mutter weist den Tierarzt darauf hin, dass sich Pauline mit Sicherheit nichts eingeben lassen wird..., und ob wir nicht besser täglich zum Spritzen kommen sollten...

Wir haben um Pauline große Angst, weil der Tierarzt von dieser schlimmen Infektion des Gehirns spricht. Wir fahren nach Hause, mit schwerem Magen und sollen jetzt abwarten, die Medikamente versuchen einzugeben, und Montags erneut zur Kontrolle vorbeikommen.

Pauline frisst zwar, aber zu wenig für ihre Verhältnisse.

20.07.2002 + 21.07.2002

So wird es Samstag, das erste mal wo wir die ersten 2 ml von C.P. eingeben sollten. Früh am Morgen haben wir es gerade so hinbekommen, ihr die 2ml mittels Spritze einzugeben, aber abends wird es unmöglich. Sie wehrt sich sehr und bekommt fast einen epilepsieartigen Anfall. Sie wirft sich im Käfig herum. Wir tröpfeln es auf Buchenblätter, in der Hoffnung, dass sie es nicht merkt. Sie frisst es, aber am Sonntag morgen mag sie auch das nicht mehr. Wir rufen Sonntag mittag diesen Tierarzt an, und sagen, sie läßt sich das Medikament nicht eingeben. Das macht nichts, wir sollten dann am Montag zum Spritzen kommen, er hätte es ohnehin sehr hoch dosiert, sagte er zu uns. Wir wollten zu ihm in die Praxis, denn soweit wir wissen, darf man eine Antibiotika-Kur nicht unterbrechen um Erfolg zu erzielen. Wir waren der Überzeugung, dass er uns auch am Sonntag würde bestellen, er hat immerhin die Praxis im eigenen Haus, aber wir wurden enttäuscht.

Paulines Zustand verschlechterte sich, sie will kaum mehr fressen, und wir rufen in unserer Verzweiflung unseren Tierarzt an und schildern den Fall. Er bestellt uns freundlicherweise am Sonntag in seine Praxis, und wir fahren wenig später mit Pauline los, im Hinterkopf immer den Gedanken dass die Strecke zu weit für Pauline in ihrem Zustand ist.

Dort angekommen werden Paulines Ohren erstmal gründlich untersucht, und wir trauen unseren Ohren nicht, als er zu uns sagte, dass das linke Ohr total vereitert ist. Er ließ es uns sogar selbst begutachten. Unser Tierarzt säubert das Ohr sehr sorgfältig, und spritzt Baytril. Choromycetin sollen wir weg lassen...

Wir sind zu diesem Zeitpunkt sehr verärgert über den Tierarzt, der Pauline zuerst untersuchte, denn das mit dem Ohr hätte der erste Tierarzt eigentlich auch sehen müssen! Statt dessen hat der erste Tierarzt auf die schwerste Krankheit behandelt, nur auf Verdacht! Wie wir inzwischen wissen hätte er erstmal ein Blutbild machen lassen müssen um Klarheit hinsichtlich dieser Erkrankung zu bekommen. Er hat laut Praxisbeschreibung sogar ein eigenes Labor dafür! Unser Tierarzt hingegen hält diese Erkrankung eher für unwahrscheinlich, nachdem wir uns im Internet schlau gemacht haben, und ihn gefragt haben... Ein Blutbild würde seiner Aussage nach nicht viel bringen...

Was Tierärzte betrifft, so sollte man wirklich nicht nur auf die Meinung eines Tierarztes hören, sondern mindestens zwei Meinungen sich einholen! Das haben wir wieder mal gelernt.

Wir hoffen, dass dies die alleinige Ursache ist für die Symptome, und nicht noch ein Schlaganfall hinzukommt, denn irgendwie glauben wir dass das Staub saugen bzw. das laute Geräusch mit im Zusammenhang steht, also eine nervliche Belastung für Pauline war, obwohl wir nie den Eindruck hatten, dieses Geräusch würde sie stören... Fakt ist aber, dass die Kopfschiefhaltung und die anderen Symptome unmittelbar danach aufgetreten sind, am Morgen war ja auch alles noch Ok!

Wir überlegen, doch noch ein Blutbild machen zu lassen (auch wenn unser Tierarzt der Meinung ist, dass würde nicht viel bringen), um diesen Erreger völlig auszuschließen, denn die Symptome gleichen sich eben. Wir zweifeln ein wenig trotzdem, weil es eben schlagartig aufgetreten ist, denn eine Ohrenentzündung zeigt sich nicht so plötzlich.

Wir hoffen sehr, dass es Pauline bald besser geht, sie hält nach wie vor den Kopf schief. Sie hat im Moment leichte Blähungen, was wir u.a. auf die Medikamenteneingabe zurückführen, denn von da an bevorzugte sie nur noch Grünzeug. Wir geben jetzt nur noch Fenchel, Blätter, und Petersilie. Wir massieren den Bauch. Wenn sich das nicht bessert, möchten wir Buscopan spritzen lassen. Hoffen dass ist nicht notwendig, sie beginnt auch wieder etwas Heu zu fressen. Trinken kann sie von alleine aus dem Napf. Mit einer Tränke wäre sie mit Sicherheit schon verdurstet, weil sie gar nicht die Kraft dazu hat ihren Kopf so zu halten. Sie liegt mit den Kopf meist in Reichweite des Napfes. Sie reagiert auf unsere Ansprache.

Ohrentropfen (Aurizon) müssen wir täglich zweimal eintröpfeln und einmassieren, laut Anweisung unseres Tierarztes.

Auf jeden Fall sind wir geschlaucht und von Tierärzten und der Diagnostik sehr enttäuscht. Wir hätten wohl weiterhin falsch behandelt, wenn wir nicht zu unseren Tierarzt wären, und Paulines Darm zu Grunde gerichtet, und mit Sicherheit hätte sie das nicht überlebt. Sie wäre gestorben, und dann hätte man es auf die Krankheit geschoben, dabei wären die Ohren das Problem gewesen...

(ANMERKUNG: Die "falsche" Behandlung des ersten Tierarztes, was wir damals annahmen, sollte sich dennoch als die eigentlich RICHTIGE herausstellen!)

23.07.2002

Inzwischen war ein weiterer Tierarztbesuch bei unserem Tierarzt notwendig, da es Pauline nicht besser ging, und sie leider auch einen leichten Blähbauch bekam, weil sie wenig Heu frisst und sich aufgrund ihrer Krankheit nicht bewegt und so die Verdauung träger wird Sie bekommt Buscopan gespritzt. Am Mittwoch konn sie wieder Kot absetzen. Häufige Bauchmassagen und viel Ansprache helfen.

Gegen die Ohrenentzündung bekommt sie jetzt ein Mittel gespritzt, mit dem gleichen Wirkstoff der auch in den Ohrentropfen enthalten ist, da die Ohrentropfen und Baytril alleine nicht anschlagen. Fünf Tage bekommt sie es gespritzt, wir spritzen selbst dieses Mittel subcutan, weil wir ihr den Autofahrt-Stress ersparen müssen, denn es ist ein weiterer Weg für uns zum Tierarzt. Wir bekamen es genau erklärt und das Spritzen klappt gut.

Pauline hält sich tapfer und frisst auch wieder etwas mehr Heu. Sie würde mehr an Saftfutter fressen, aber wir dürfen es nicht übertreiben damit sie keine erneuten Verdauungsprobleme bekommt.

Ein Blutbild wird weiter abgelehnt ("es bringt nicht viel"). Unser Tierarzt ist fest davon überzeugt, dass es sich um die Ohrenentzündung handelt, die diese furchtbare Kopf-Schiefhaltung verursacht und die Gleichgewichtsstörungen und nimmt kein Blut...

27.07.2002

Es ist Sonntag und es geht unserem Kaninchen Pauline etwas besser, zumindest haben wir diesen Eindruck... Pauline reagiert etwas besser, wenn wir in ihre Nähe kommen, versucht sie sogar die Gitterstäbe zu erklimmen! Nach wie vor hält sie den Kopf schief, aber wir hoffen, dass auch dieses bald besser wird und die Ohrenentzündung abklingt!

(Anmerkung: Bis dato waren wir davon überzeugt, dass es eine Ohrenentzündung ist)

Beim Fressen gibt sie sich seit dem Tag der plötzlichen Erkrankung und trotz Schiefhaltung des Kopfes sehr große Mühe! Wäre das nicht der Fall, wäre sie mit Sicherheit schon entkräftet und das Zufüttern mit Babybrei hätte sie sich bestimmt nicht gefallen lassen. Wir haben ja schon beim Versuch die Medikamente einzugeben extreme Probleme gehabt! Manche Kaninchen lassen sich es einfach nicht gefallen, und Medikamente sollte man bei solchen Kleintieren sowieso nur spritzen, denn übers Mäulchen belastet es den Darm extrem. Wir lassen uns jedenfalls von KEINEM Tierarzt mehr dazu überreden, und werden aufs Spritzen immer drängen.

Wir werden voraussichtlich morgen unseren Tierarzt zur Kontrolle aufsuchen.

(Anmerkung: vom 27.07.2002 - 17.08.2002 spritzen wir laut Anweisung immer wieder täglich Marboxyl und geben Ohrentropfen ein, was letztendlich nur zur Ohrenverstopfung geführt hat, die Ohren waren total verklebt, wie in der Tierklinik untersucht wurde, Pauline geht es den Umständen entsprechend "gut" in dieser Zeit, sie frisst und trinkt! - Kopf wurde nach wie vor schief gehalten!)

17.08.2002 - FALSCHE DIAGNOSE - KEINE OHRENENTZÜNDUNG - KEHRTWENDE IM FALL PAULINE!

Pauline geht es wieder schlechter, und wir sind am Verzweifeln, weil die ganzen Medikamente keine wirkliche Besserung oder Heilung bewirken. Wir fahren zu unserem Tierarzt, in der Hoffnung auf ein Wunder. Er schließt immer noch die schwere Infektionskrankheit aus, obwohl die Mittel gegen Ohrenentzündung EINDEUTIG KEINE BESSERUNG in dieser langen Zeit bewirkt haben!! Das Spritzen von Marboxyl haben wir aufgehört, es bringt nichts, und unser Tierarzt hilft uns nicht mehr weiter... Er weiß nicht weiter und schickt uns ohne weiteren Rat nach Hause!

Wir sind in großer Sorge um Pauline, und entschließen uns in eine nahe gelegene Tierklinik zu fahren, um ENDLICH ein Blutbild anfertigen zu lassen, WIR WOLLEN KLARHEIT!

21.08.2002

Pauline tut uns sehr leid, und jede Autofahrt wird zum Stress für sie. In der Tierklinik kennt man Encephalitozoonose ebenfalls und aufgrund der Symptome die Pauline zeigt, wird auch anstandslos ein Blutbild gemacht, nachdem die Grunduntersuchung hinter ihr liegt. Das Blut wird aus dem Ohr genommen und fort ins Labor geschickt, und wir müssen das Ergebnis abwarten. Pauline wird jetzt wieder so behandelt, wie es der erste Tierarzt verordnet hat, nur spritzen wir die Medikamente jetzt selbst! Man glaubt daran, dass der Test positiv ausfällt.

23.08.2002 - WIR SIND GESCHOCKT! ENCEPHALITOZOONOSE: P O S I T I V!

Die Krankheit hat Pauline stark geschwächt! Warum? Warum hat man nicht gleich ein Blutbild angefertigt? Dann wäre Pauline sofort richtig behandelt geworden! Wir sind auch enttäuscht von unserem Tierarzt, der diese Krankheit ohne Blutbild lapidar ausschloss und "nur" auf Ohrenentzündung behandelt hat! Die Behandlung des ersten Tierarztes wäre die richtige gewesen! Aber wir waren verunsichert, weil eben kein Blutbild gemacht wurde, um die Krankheit zu bestätigen und auch von unserem Tierarzt wurden wir verunsichert, weil er uns die Ohrenentzündung so überzeugend deutete.

Man macht uns in der Tierklinik Mut dass sie es dennoch schafft. In den folgenden Tagen haben wir den Eindruck, die Medikamente wirken, sie frisst mehr und versuchte wieder aufzustehen. Wir schöpfen Hoffnung, dass Pauline noch gesund wird. Sie bekommt auch die Wurmpaste "Felicur" die angeblich große Erfolge in einer Studie bei dieser Erkrankung erzielt.

Wir bemühen uns sehr um Pauline, aber es ist zu spät. Inzwischen sind 50 (!!!) Tage vergangen, seit sie die Symptome zeigt, und sie ist am Ende. Nein, Pauline, warum??? Warum? Es ist furchtbar. Jeder Tierarzt erzählt was anderes, und was soll man dann glauben?

Pauline wird es nicht mehr schaffen, sie atmet sehr schwer und frisst nichts mehr... Wir müssen eine Entscheidung treffen - die richtige???

Pauline hat es geschafft, sie ist von ihrem langen Leidensweg erlöst worden, es war nicht mehr zu verantworten und wir mussten sie einschläfern. Wir sind sehr traurig, Pauline verloren zu haben. Sie war eine Kämpferin, bis zuletzt, aber die Krankheit war letztendlich doch stärker.

Pauline hätte es geschafft, hätten die ersten Tierärzte entsprechend richtig gehandelt, d.h. nicht nur auf Verdacht hin und nicht falsch! Wir sind wieder einmal enttäuscht! Sie hätte es geschafft! Sie hat gefressen und getrunken, trotz falscher Behandlung mit dieser schweren Infektionskrankheit!

PAULINE WIR WERDEN DICH NIE VERGESSEN! WIR HABEN DICH KÖRPERLICH VERLOREN, ABER DU BIST IMMER BEI UNS UND GIBST UNS KRAFT!

Letzte Anmerkung: Das Ohr war tatsächlich vereitert, aber nur deswegen auf Ohrenentzündung zu behandeln war falsch. Es war eine "Begleiterscheinung der Krankheit".



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