MEERSCHWEINCHEN-KANINCHEN-FREUNDE

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2.1.09. Berichte-Archiv : Harnwege/Geschlecht : Meerschweinchen - Blasenstein bei Amelie

Einleitung

Die häufigsten Erkrankungen bei Meerschweinchen im Bereich des Harntraktes sind nach unseren mehrjährigen Beobachtungen und Erfahrungsaustausch mit anderen Kleintierfreunden die Blasenentzündung und/oder Blasensteine. Eine möglichst artgerechte Haltung und Ernährung minimiert das Risiko dieser Erkrankungen in diesem Bereich zwar natürlich, doch gänzlich vermeiden lassen sich solche Leiden nie bei allen Kleintieren. Typisches Symptom ist das Jammern beim Urinieren: Die Meerschweinchen nehmen dabei in der Regel auch eine oft gekrümmte Haltung ein und man sieht bei erschwertem Harnabgang auch deutlich das Pressen an den Körperflanken in der Bauchregion. Des weiteren kann auch Blut im Urin sichtbar sein oder natürlich auch Grieß. In diesem Fall ist der Urin nicht klar, sondern trüb. Die genannten Symptome oder auch nur ein Symptom bei einem Meerschweinchen muss der Anlass für jeden Besitzer sein einen fähigen Kleintierarzt umgehend aufzusuchen, denn eine genaue Diagnose muss gestellt werden und das Tier braucht daraufhin veterinärmedizinische Hilfe. Ein Kleintierarzt kann durch Abtasten der Blasenregion zwar auch eine erste Diagnose stellen ob es nur eine Entzündung ist oder ob ein Stein vorliegt, aber eine genaue Diagnose der Blasenregion lässt sich mit Ultraschall ausführen und erst dann ist eine zielgerichtete Behandlung entsprechend möglich.

Es gibt verschiedene Behandlungswege, wir möchten nachfolgend die Behandlung von Meerschweinchen Amelie zusammenfassend schildern und so zeigen, dass es auch ohne Operation möglich ist eine Erkrankung verursacht durch einen Blasenstein zu behandeln.

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Meerschweinchen Amelie

Amelie war etwa ein viertel Jahr alt, wo wir sie bekommen haben. Im Alter von etwa zwei Jahren stellten wir fest, dass sie immer wieder beim Urinieren leise jammerte. Wir beobachteten dies einige Tage fortdauernd, der Allgemeinzustand war völlig in Ordnung, sie fraß und trank wie für ein Meerschweinchen üblich. Das Jammern verstärkte sich dann allerdings rasch und wir suchten unsere Kleintierärztin auf. Sie tastete sorgfältig und vorsichtig die Region der Blase ab und leider stellte sie recht schnell ein etwas größeres Gebilde in der Blase fest. Reine Blasenentzündung schied somit aus. Eine endgültige Diagnose über Größe und Lage des Steines ließe sich aber nur mit Ultraschall ermitteln, weshalb wir eine weitere Tierarztpraxis mit Ultraschallgerät aufsuchen müssten. Anhand dessen würde dann auch das weitere Vorgehen zur Entscheidung stehen. Eine Erstbehandlung von Amelie setzte sich aus Antibiotika und Entzündungshemmer sowie Infusion mit NaCl zusammen. Ein Teststreifen für den Urin ergab nachfolgend auch, dass sich etwas Blut im milchig aussehenden Urin befand und somit diese Behandlung notwendig machte. Antibiotika sollten wir oral auch die nächsten Tage weiter geben - entsprechend dosiert auf ihr Gewicht. Des weiteren vereinbarten wir zur Behandlung die Gabe von homöopathischen Globuli, und zwar Calcium Carbonicum und Berberis. Wir wollten es damit auch bei Amelie versuchen, wegen der in anderen Fällen positiven Erfahrungen bei Blasensteinen hiermit. Weiter wurde beschlossen baldmöglichst die Ultraschallbehandlung durchführen zu lassen - dabei hoffend auf eine Behandlung die ohne Eingriff in den Körper, sprich Operation, möglich ist. Eine sofortige Operation sollte lt. Tierärztin nicht sein, wegen der akut entzündeten Blasenwand.

Besserung der Symptome, aber kein Durchbruch.

Die Erstbehandlung mit den o. g. schulmedizinischen Medikamenten und den homöopathischen Globuli führte dazu, dass sich die Symptome zwar etwas besserten, das Jammern ließ in der Häufigkeit und Lautstärke nach, aber ein Durchbruch schien bei Amelie diesmal nach unserem Gefühl nicht zu erwarten zu sein, wie im vgl. bei Meerschweinchen Mausi (siehe andere Homepageseite). Etwa drei Wochen nach dem ersten Tierarztbesuch und Start der Behandlung wollten wir auch Gewissheit über Größe und Lage des Steines und wir fuhren zusammen mit Amelie in die Tierarzt-Praxis mit dem Ultraschallgerät. Die bisherige Situation und Behandlung wurde geschildert und die Ultraschalluntersuchung ergab, dass sich ein etwa fast ein Zentimeter großer Stein in der Blase befindet. Es gab somit fast nur die Möglichkeit der Operation. Dieser Eingriff ist aber grundsätzlich nie ganz ohne Risiko und so vereinbarten wir auch anhand ihres guten Allgemeinzustandes und Empfehlung das wir noch eine Alternative zur Operation probieren möchten, wie nachfolgend erläutert. Die Kleintierärztin war auch damit einverstanden.

Behandlung mit Lysium - Alternativversuch zur Operation

Grundsätzlich hatte Amelie zwar Schmerzen, diese aber nur beim Wasser lassen, somit kurzzeitig und sie waren auch im für sie noch "erträglichen Maß". Eine gute Bekannte machte uns auf den Versuch einer Behandlung mit Lysium aufmerksam, eine chinesische Kräuter-Formel die für die Behandlung von Blasensteinen gedacht ist. Nähere Informationen fanden wir rasch im Internet nach der Eingabe des Wortes Lysium als Suchbegriff. Wir bestellten Lysium via Internet und als es geliefert wurde, begannen wir sofort mit der Behandlung. Da es eine Zusammensetzung aus Kräutern ist, mussten wir - erstaunlicherweise - feststellen, dass Amelie diese so schmeckten, dass sie die Tabletten entsprechend der empfohlenen Dosierung einmal täglich selbst knabberte und fraß - keine Selbstverständlichkeit. Der Versuch war es aber wert und so entfiel das Auflösen und der Eingabestress mit Spritze etc. Es vergingen etwa dann knapp drei Wochen nach der ersten Gabe von Lysium, die typischen Symptome blieben vorhanden und wir hatten schon vermutet, dass letztendlich bei Amelie nur die Operation bleiben würde um ihr endgültig zu helfen und von den regelmäßig wiederkehrenden Schmerzen zu erlösen. Es zeichnete sich einfach kein wirklicher Durchbruch ab. Drei Wochen nach Start der täglich einmal notwendigen Gabe von Lysium wurden die Schmerzenslaute von Amelie plötzlich stärker und wir vereinbarten vorsorglich einen alsbaldigen OP Termin. Da die Schmerzen für Amelie aber ziemlich krass auf einmal über Nacht waren, suchten wir noch am gleichen Tag vormittags die Praxis in der Nähe von uns auf wegen einer sofortigen Schmerzbehandlung zur Überbrückung bis zur vereinbarten OP. Wenn wir ehrlich sind, so hatten wir auch Angst, dass wir wohl zu lange alternative Behandlungen versucht haben und machten uns schon jetzt Vorwürfe für den Fall, dass es Amelie trotz einer nun vereinbarten OP es nicht mehr schaffen würde und sie vielleicht erlöst werden müsste. In der Praxis angekommen mussten wir zum Glück nicht allzu lange im Warteraum platz nehmen. Wir schilderten den Zustand und die aktuelle Behandlung, vor allem gingen wir auf Lysium näher ein. Das Abtasten der Analregion durch die Tierärztin ergab aber dann die Überraschung und die Erklärung für die seit wenigen Stunden vorhandenen starken Schmerzen beim Wasser lassen: Der Stein war in die Harnröhre gewandert und befand sich nur wenige Millimeter noch vor dem Abgang. Die Tierärztin gab Hoffnung, dass man diesen nun heraus massieren könnte! Sie führte etwas Gleitmittel in die Harnröhre ein und anschließend massierte sie vorsichtig den Stein in Richtung Harnröhren-Ausgang. Amelie gab während dessen permanente Jammerlaute von sich und es ging ziemlich an die Nerven. Wir trauten aber kurz darauf unseren Augen nicht und waren heilfroh, dass sich diese positive Entwicklung ergeben hat, wo wir doch schon mit dem Schlimmsten gerechnet hatten: Der Stein kam plötzlich heraus! Die Tierärztin war auch überrascht, machte uns jedoch darauf aufmerksam, dass diese Behandlung und der Abgang des doch recht großen Blasensteines anatomisch nur bei Weibchen möglich wäre. Ein Abgang durch einen Penis beim Männchen wäre hier nicht möglich und es wäre bei einem ein Zentimeter großen Stein nur die Operation eines männlichen Meerschweinchens als endgültige Lösung geblieben. Wir waren sehr erleichtert. Amelie bekam zur Linderung der Schwellung bzw. Reizung noch ein entzündungshemmendes Mittel vorsorglich gespritzt. Die Tierärztin meinte, dass das Jammern beim Urinieren sich ab sofort hätte erledigt - und dem war tatsächlich so!

Zusammenfassung

Die Behandlung mit Lysium über die etwa drei Wochen scheint bei Amelie wohl den endgültigen Durchbruch gebracht zu haben. In wie weit ein Zusammenspiel mit den anderen, vorherig gegebenen Medikamenten und Globuli eine Rolle gespielt hat, können wir natürlich nicht sagen und schon gar nicht wissenschaftlich belegen. Vielleicht hätte auch eine reine Gabe nur von Lysium nach der ersten Untersuchung und zweifelsfreien Diagnose durch Ultraschall einen Erfolg gebracht und den Stein zum Abgang veranlasst? Einen Versuch mit Lysium war es aber wert und nach dieser positiven Erfahrung würden wir diese Kräuter-Formel bei Meerschweinchen und Kaninchen mit Blasensteinen jederzeit wieder probieren, vor allem bei weiblichen Tieren die trotz eines Blasensteines einen guten Allgemeinzustand haben und man eine OP möglichst vermeiden möchte um den Blasenstein zu "entfernen".

Schlusswort

Wir möchten abschließend betonen, dass nur eine gute Zusammenarbeit von Patient, Besitzer und Tierärzten sowie die korrekte zeitliche und mengenmäßige Gabe von Heilmitteln bei schwerwiegenden Erkrankungen Voraussetzungen für einen alsbaldigen Heilungserfolg sind. Unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes können Alternativen wie Globuli, Lysium usw. über einige Wochen versucht werden zur Behandlung von Blasensteinerkrankungen nach unseren bisherigen Erfahrungen, wenn vor allem der Patient gut frisst und trinkt und somit bei Kräften bleibt, da nur so Wirkstoffe richtig verarbeitet werden im Körper. Wenn dies allerdings nicht der Fall ist und ein Tier sichtlich unter einer Erkrankung leidet und schwächer wird, dann würde, wie im Falle eines Blasensteines beispielsweise, wohl nur die Operation bleiben um den Patienten eine Chance auf Besserung und Heilung zu geben.

Bitte grundsätzlich bei einer Erkrankung eines Meerschweinchens tierärztlichen Rat einholen und keine eigenen Experimente auf Verdacht hin starten!



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