MEERSCHWEINCHEN-KANINCHEN-FREUNDE

KONTAKT/IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS

2.1.07. Berichte-Archiv : Harnwege/Geschlecht : Meerschweinchen - Kastration

Einleitung zum Bericht von Meerschweinchen Sammy

Meerschweinchen sind empfindliche Kleintiere. Sie bedürfen artgerechter Haltung und Pflege um lange gesund zu bleiben und so ein hohes Lebensalter erreichen zu können.

Jemand, der sich Meerschweinchen als Haustiere anschafft, sollte wissen, dass er/sie niemals ein Leben lang nur ein einzelnes Meerschweinchen ein Zuhause geben sollte. Fehlen Artgenossen im Leben dieser Nager, dann erkranken sie aufgrund Unwohlsein rasch und ihr Sozialverhalten prägt sich auch nicht wirklich im Gesamtbild aus - die Tiere verkümmern. Gemischte Gruppenhaltung bzw. Paarhaltung von Männchen und Weibchen erfordert Maßnahmen zur laufenden Nachwuchsvermeidung, d. h. oft bevorzugte Kastration von männlichen Tieren aufgrund der im Vergleich bei Weibchen einfacheren und rascher durchführbaren Operation, da die Keimdrüsen (Hoden bei Männchen) außerhalb des Körpers liegen. Eine Operation bedeutet immer einen Eingriff in den verletzlichen Körper und ist mit gewissen Risiken verbunden. Diese Risiken muss man zusätzlich zu den üblichen Tierarztkosten immer mit einplanen. Es kann durchaus etwas unbeabsichtigt schief gehen. Vorwürfe sind nur angebracht, wenn Probleme augenscheinlich nach einem Eingriff vorliegen und das seitens eines Behandlers als ernstzunehmendes Problem nicht erkannt wird oder schlichtweg abgetan wird.

Wem die möglichen Risiken zu groß erscheinen und diese nicht eingehen möchte, stellen wir am Ende dieses Berichtes durchaus Alternativen vor, die ebenfalls Nachwuchszeugung vermeiden und annähernd genauso eine artgerechte Haltung bedeuten.

Mit nachfolgendem Bericht möchten wir ein mögliches Risiko anhand eines kastrierten Meerschweinchens darstellen - Wundinfektion mit Nekrosebakterien (Gewebe stirbt großflächig ab) - das auftreten kann und dann korrekt behandelt werden muss. Die Erfolgsaussichten sind hier nicht optimal bei einem solchen Krankheitsbild, aber im Falle des Falles, soll folgender Informations-Bericht zeigen, dass Heilung durchaus möglich ist, auch wenn dies eine lange Zeit der Wundheilung erfordert und auch korrekte Pflege und Nachbehandlung durch beteiligte Personen.

Beachten Sie bitte: Wir möchten hier nicht grundsätzlich von Kastrationen abraten, da diese durchaus ihren Sinn und Zweck erfüllen! Das Auftreten von Komplikationen ist sicher im Vergleich zu erfolgreichen Kastrationen gering. Dennoch soll dieser Beitrag den folgenden Zweck erfüllen: Erfahrungen weitergeben als Anregung, wenn jemand das gleiche Problem mit seinem Meerschweinchen-Männchen nach einer Kastration bekommen sollte und Rat sucht dieses Problem wieder in den Griff zu bekommen.

Wir möchten uns für die zur Verfügung gestellten Informationen und Bilder an dieser Stelle bedanken bei Tierschützern, die jedoch anonym bleiben möchten und nachfolgenden (von uns anhand Notizen ausformulierten) Beitrag AUSSCHLIESSLICH ZU INFORMATIONSZWECKEN gedenken und deswegen Namen von beteiligten Behandlern auf ausdrücklichen Wunsch unerwähnt bleiben werden. Wir werden uns an diese Bedingungen auch halten. Der Name des Meerschweinchens wurde zur besseren Lesbarkeit in "Sammy" abgeändert.

Aufgrund des dramatischen Verlaufes des Infektionsprozesses und dem Aussehen der Wunde, haben wir alle enthaltenen Bilder in Graustufen umgewandelt.

sammy_260401 (44K)

Kastration in Planung

Meerschweinchen Sammy stammte aus einer üblichen Zoohandlung eines allgemein bekannten Geschäftes. Er ist hier beim Kauf (drittes Quartal 2007) schon ein vergleichsweise älteres Tier, etwa 12 - 14 Wochen alt. Eine Milbenbehandlung fand ca. 1/4 Jahr später statt aufgrund der üblichen Leitsymptome die hierbei auftreten, d. h. Haarverlust, Kratzwunden auf der Haut und Nervosität. Eine vollständige Genesung von den Parasiten erfolgte aufgrund der Behandlung rasch, während der üblichen drei Ivomec-Spritzen (Antiparasiten-Mittel) im Abstand von jeweils 10 Tagen. Sammy war in den Tagen vor dem geplanten Kastrationstermin optisch gesund und munter und sollte, nach erfolgreicher Kastration und weiteren sechs Wochen separater Haltung, mit zwei gleichaltrigen Meerschweinchen-Damen zusammen eine kleine Gruppe bilden. Das war die Vorstellung der Besitzer, aber es kam anders als von allen Beteiligten sicher gewünscht. Das Leben von Sammy hing nämlich kurz nach der Kastration am seidenen Faden.

Kastrationstermin steht kurz bevor

Jede Operation eines Meerschweinchens ist mit einem Risikograd verbunden, aber man versucht mögliche Risiken immer zu minimieren, indem man z. B. nur ein optisch gesundes Meerschweinchen entsprechend vorbereitet einem vertrauenswürdigen Tierarzt übergibt und alle wichtigen Hinweise danach beachtet. Eine Kastration ist ein Eingriff in den Körper der einzig das Ziel verfolgt bei gemischter Gruppenhaltung (permanenten) Nachwuchs zu vermeiden, Verhaltensänderungen treten nicht auf, wie leider oft fälschlicherweise noch behauptet wird. Eine Kastration bei Meerschweinchen ist eine heutzutage häufig durchgeführte Operation, dauert im Allgemeinen maximal eine halbe Stunde und gewöhnlich brauchen die Tiere einen Tag danach um wieder vollständig fit zu sein - vorausgesetzt es ist alles routinemäßig verlaufen. Die Operation von Sammy durch den "Behandler A" war überstanden und nachmittags konnte er wieder abgeholt werden.

Der Tag danach

Sammy ist am Tag nach der Operation noch viel zu ruhig und frisst so gut wie nichts, was stündlich mit wachsender Besorgnis seitens der Besitzer wahrgenommen wird. Er liegt nur im mit sauberen Handtuch ausgelegtem Häuschen. Vorsichtiges Hochheben zur Wundkontrolle wird von Sammy mit Jammern und somit Ausdruck von Schmerzen quittiert. Die genähten Kastrationswunden beiderseits sehen optisch am Morgen noch nicht entzündet oder angeschwollen aus. Ein abendlicher Besuch beim "Behandler A" am gleichen Tag zur Kontrolle der Wunde erfolgt und es wird nur auf Anfrage hin Schmerzmittel zur oralen Verabreichung verordnet, da hierzu ausdrücklich der schlechte Allgemeinzustand von den Besitzern betont werden muss. Das beidseitige Gewebe im Operationsgebiet ist am Abend nun sichtbar angeschwollen und fühlt sich beim vorsichtigen Betasten hart an. Zweifel kommen auf ob das so in Ordnung ist, aber seitens des "Behandlers A" wurden keine außergewöhnlichen Abnormalitäten erkannt. Man vertraut.

sammy_260301 (18K) sammy_300301 (28K) sammy_260302 (19K)

Sammy geht es zwei Tage später deutlich schlechter

Der weitere Verlauf ist dramatisch. Sammy frisst sehr wenig selbstständig und hat erkennbar Schmerzen, er sitzt die meiste Zeit mit zusammengekniffenen Augen im Käfig. Da die Symptome sich wie am Vortag gleichen und Zweifel aufkommen, wird eine unterstützende Meinung eines anderen "Behandlers B" von den Besitzern in Erwägung gezogen - was immer sinnvoll sein kann. Die Untersuchung dort ergibt, dass die beidseitigen Wunden keinen normalen Heilungsverlauf nehmen und die Vermutung der Besitzer wird bestätigt. Das Gewebe ist enorm nun angeschwollen, Wundwasser mit Bakterien die das Gewebe angreifen haben sich angesammelt und der Gesamtzustand ist schlecht. Es wird vom "Behandler B" dringend empfohlen, dass eine Nachsorge vom "Behandler A", der Sammy kastriert hat, durchgeführt wird, da dieser die Wunde kennt und entsprechend zielgerichteter handeln könnte, auch aufgrund der Nähte etc. Sammy wird demnach am gleichen Abend dort vorgestellt, die kurz vorher gestellte andere Diagnosestellung mitgeteilt. Es wird zur Verwunderung als "übertriebene Darstellung" abgetan und die Besitzer haben das Gefühl nicht "für voll" genommen zu werden. Die Nähte werden dennoch geöffnet und das Wundwasser danach ausgedrückt. Der Verlauf wird weiter als unbedenklich eingestuft. Schmerzmittel wurden nochmal vom "Behandler B" vorher gespritzt und vor allem ein Antibiotika (Chloramphenicol) wird über einige Tage als äußerst notwendig für Sammy eingestuft und muss täglich entsprechend mindestens erstmal eine Woche in regelmäßigen Abständen eingegeben werden. Dies wird mitgeteilt und kommentarlos aufgenommen. In der Hoffnung auf Besserung kommt das verlängerte Wochenende.

Wochenende - Angst und Bangen um Sammy

Sammy geht es unverändert schlecht am Samstag und er frisst gar nichts mehr selbstständig, und er muss mit gut schluckbaren Breimischungen aus geweichten Pellets vermengt mit abwechselnd Dentalaid, Critical Care oder Rodicare zugefüttert werden, damit er stabilisiert werden kann. Alleine das Antibiotika und das Schmerzmittel machen ihn ohne Energiezufuhr durch rohfaserreiche Nahrung nämlich nicht mehr gesund und seine Verdauung kommt sonst bald zum Erliegen. Sammy ist zu diesem Zeitpunkt näher am Tod als am Leben, aber da sich die Wunde optisch nicht verändert hat, wird erstmal kein anderer Rat erwartet und man vertraut auf den Hinweis, dass es nun langsam besser gehen würde... So gut es geht wird nachfolgendes Wundwasser ausgedrückt auf Anweisung durch "Behandler A", aber die Wunden riechen nun auch noch deutlich wahrnehmbar unangenehm. Sammy geht es abends ein wenig besser, was aber hier nur bedeutet, dass er etwas munterer ist und sich wenigstens gut zufüttern lässt. Häufiges kurzzeitiges Wärmen (ca. immer eine halbe Stunde) dazwischen in einer Decke eingewickelt und dabei streichelnd tut seinen Kreislauf und Wohlbefinden gut und regt die Verdauung an. Aber es ist nach wie vor kritisch und dem Gefühl nach kann es so nicht bergauf gehen und Sammy wird auch schnell an Kraft verlieren, trotz Zufüttern zehrt nämlich der schlechte Gesundheitszustand auch enorm an seinen körperlichen Kräften - und von alleine rührt er gar nichts vom üblichen Futter an. Das ist das äußerst bedenkliche.

Eine andere Meinung zum Verlauf und endlich Hilfe

Das Wochenende hat keine Veränderung gebracht und die Operationswunde sieht wie unverändert aus, also wie vor dem Wochenende, wo "Behandler A" optisch der weitere Verlauf für mehr oder weniger normal beurteilt wird. Das Gefühl sagt den Besitzern jedoch etwas anderes und man erwägt das Tier anderweitig wieder vorzustellen. Das bloße Gefühl, dass etwas nicht stimmt, wird hier durch "Behandler B" mittels eindeutiger Diagnosestellung als äußerst dramatisch und inzwischen auch lebensgefährlich eingestuft. Die Wunde ist nicht verheilt, sie ist stark infektiös und das Wundwasser mit den Nekrosebakterien führte schon dazu, dass die Wundhöhlen (vormals Hodensack mit Hoden) in Richtung Bauch schon die Haut angegriffen haben und umliegendes Gewebe im starken Maß geschädigt wurde. Die Wunden werden umgehend gesäubert und bereits totes (weißes, nicht mehr durchblutetes) Hautgewebe instrumentalisch entfernt und das ganze Ausmaß wird nach und nach deutlich, wie schlecht es um Sammy steht. Nachdem alles abgestorbene Gewebe entfernt wurde, wird die Wunde mit Vet-Sept gespült und gesäubert. In die Wund-Höhlen werden Leukasekegel zur Desinfizierung und beschleunigten Wundheilung gelegt. Die begonnene orale Antibiotikatherapie mit Chloramphenicol und Vetalgin als Entzündungshemmer und Schmerzmittel muss weiter noch einige Tage durchgeführt werden. Infektionen in solchen Wunden haben leider den Ruf, dass man diese schlecht in den Griff bekommt und wenig Chance auf Überleben besteht. Die einzige Chance besteht in einer konsequenten Behandlungsweise. Sammy wird es aber schaffen, dass sagt ein Bauchgefühl den Besitzern. Die Behandlung ist nicht ganz schmerzfrei, aber Sammy hat Willen und durch das weitere Zufüttern bekommt er die Kraft die er notwendigerweise auch erstmal braucht um mit diesen Strapazen stabil zu bleiben. Zwei Tage später wird ein weiterer Besuch beim "Behandler B" als zwingend notwendig festgelegt. Die Besitzer sind geschockt. Eine Einweisung in die Wundbehandlung von Sammy an den Tagen zwischen den Tierarztbesuchen erfolgt, d. h. Spülen mit Vet-Sept und Einlegen von Leukasekegeln.

sammy_090401 (18K) sammy_090402 (20K)

Langsam geht es bergauf - wenn auch unter Anstrengung.

Ein derart dramatischer Verlauf nach einer Operation schockt jedem der das zum ersten Mal sieht. Sammy geht es langsam aber sicher etwas besser und schmerzfreier, er frisst selbstständiger wieder übliches Futter, wenn auch noch eingeschränkt und nicht ausreichend. Zusätzliches Brei füttern, das zeichnet sich ab, wird noch einige Tage notwendig sein, vorausgesetzt es geht so konstant aufwärts. Das erneute Vorstellen beim "Behandler B" der nun die Nachsorge der infektiösen Kastrationswunde durchführt, erfordert zeitlich nun das Ziehen der Fäden an den beiden Samensträngen (maximal 10 Tage nach Kastrationstermin), was aufgrund der Schwellungen rund herum schon etwas Schwierigkeiten bereitet. Es gelingt mit Fingerspitzengefühl, die Wunde wird erneut gesäubert mit Vet-Sept, weiteres noch totes Gewebe vorher entfernt und anschließend wird diesmal etwas Wundheilpuder (Konsistenz wie Salz) in die Wunden und darum herum gestreut. Sammy hat wohl nun einen kritischen Punkt überwunden. Vorerst ist aber Kontrolle und Behandlung alle zwei Tage notwendig, wenn man die Chance auf Erfolg nutzen möchte.

Eine Woche später nach der erstmaligen Wundbehandlung

Sammy geht es besser, er frisst selbstständiger und mehr und das Brei-Zufüttern kann deutlich reduziert werden. Die Wunden verheilen relativ langsam, aber doch stetig und sichtbar. Erste frische Haut bildet sich an den Wundrändern nach, aber insgesamt sieht die Wunde nach wie vor äußerst dramatisch aus. Es wird nun auch deutlich, dass die Heilung vor allem innerhalb der Wunden in den ehemaligen Hodensäcken in Richtung Bauchraum fortschreitet und keine Gefahr mehr besteht, dass die Wunden aufbrechen und der Bauchraum in Mitleidenschaft gezogen wird und Eingeweide hervor fallen. Wäre das der Fall, so hätte Sammy eingeschläfert werden müssen.

Sammy scheint seinen Weg der Genesung aber weiter voranzuschreiten. Es wird empfohlen in drei Tagen wieder vorstellig zu werden und zu Hause die Wunden so gut es geht zu reinigen nach Einweisung und Empfehlung. Schmerzmittel ist anhand seines Gesamtzustandes nun Gott sei Dank nicht mehr notwendig, aber das Antibiotika Chloramphenicol noch einige Tage um Resistenzen und einen Rückfall zu vermeiden. Sammy frisst inzwischen selbstständig gut und hat sich an die Breifütterung gewöhnt, und zwar so, dass er inzwischen selbstständig Brei von der Spritze nimmt und auch dann letztendlich selbstständig aus einem Schüsselchen schlabbert. Ein Zufüttern mittels Brei durch Spritze entfällt nun, ein Stressfaktor für Sammy somit auch.

Zwei Wochen nach der ersten Wundbehandlung

Es geht deutlich bergauf mit Sammy. Die Wundränder heilen weiter jetzt verhältnismäßig rasch von außen nach innen zu und die Wundhöhlen (ehemals Hodensack) von innen nach außen. Wundsekret und infektiöses bzw. abgestorbenes Gewebe ist deutlich reduziert und ein manuelles Entfernen durch "Behandler B" kaum mehr notwendig. Säubern und desinfizieren natürlich nach wie vor täglich mindestens 1 mal mit Vet-Sept durch die Besitzer, um erneuten, aggressiven Keim-/Bakterienwachstum vorzubeugen. Die Schwellungen des Gewebes sind ebenso zurück gegangen, aber sein Glied ist noch geschwollen und nach außen gestülpt und das macht noch Sorgen. Ein weiterer Entwicklungsverlauf in dieser Hinsicht ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Beschwerden beim Wasserlassen sind aber nicht zu erkennen und inzwischen hat sich sein Stuhlgang auch wieder normalisiert (es wurden deutlich wenig Kotböhnchen in den Tagen vorher abgesetzt, was anzeigt, dass alle Energiezufuhr für die Heilung benötigt wurde). Dies liegt eindeutig verbesserten Gesundheitszustand und dem damit einhergehenden gesteigerten Appetit. Ein zusätzlich Zufüttern von Brei mittels Einwegspritze ist nicht mehr notwendig. Die Menge die er selbst frisst vom allem angebotenen Futter ist nun ausreichend um sich selbst gewichtsmäßig stabilisieren zu können.

sammy_190402 (22K) sammy_230401 (23K) sammy_260302 (19K)

Eine lange Heilungszeit - ist das Quälerei oder nicht?

Es stellt sich jedem außen stehenden Leser die Frage beim Betrachten der Bilder und Lesen des Textes, ob eine so krasse Wunde und eine dermaßen lange Heilungszeit mit verbundenen Schmerzen zu verantworten ist. Das verlängerte Wochenende nach der Operation war auf jeden Fall äußerst kritisch und es wurde natürlich überlegt ob man Sammy lieber erlösen sollte. Hätte sich aber am Samstag gefühlsmäßig kein Lebenswille mehr ausgeprägt, wäre das wohl die Lösung gewesen die man hätte bevorzugen sollen um eventuelle Quälerei zu vermeiden. Da man dem Lebenswillen bei Meerschweinchen u. a. auch daran erkennt, dass diese Tiere fressen und trinken bzw. sich ggf. auch relativ problemlos zufüttern lassen, sollte eine kleine Chance nicht zu früh genommen werden ein Tier wieder gesund zu bekommen. Bei Sammy war es die richtige Entscheidung, dass man die Möglichkeit auf Erfolg im Vergleich zu den damit verbundenen Strapazen als wahrscheinlicher erwogen hat. Natürlich ist auch die entsprechend korrekte Nachsorge durch "Behandler B" nach dem kritischen Wochenende der entscheidende Faktor gewesen, dass es Sammy am Ende doch geschafft hat.

Drei Wochen nach dem Kastrationstermin - Es ist fast überstanden.

Sammy würde wohl von jedem der ihn und seine Vorgeschichte nicht kennt und das erste Mal beobachtet, optisch als gesundes Meerschweinchen beurteilt werden, denn er verhält sich inzwischen wie jedes gesunde Meerschweinchen wieder. Sammy ist munter, pfeift und frisst und trinkt gut. Die Wunden im Genitalbereich sind fast verheilt, die Wundränder verschwinden langsam weiter nach innen und die Wundhöhlen sind von innen nach außen hin fast wieder geschlossen. Niemand hatte in den ersten dramatisch verlaufenen Tagen nach der Kastration noch daran geglaubt. Bezüglich seiner Schwellung seines Gliedes zeichnet sich ab, dass sich dies nun langsam aber auch zurück bildet. Sammy fühlt sich auch insgesamt wieder gut. Die Besitzer halten es durchaus für ein Wunder und wir können es - als außenstehende Personen - auch so beurteilen. Der ganze Bericht unterstreicht deutlich, wie stark der Lebenswille eines Kleintieres auch sein kann, vorausgesetzt es kommt ihm auch die richtige Hilfe bei entsprechender Erkrankung zu.

Meerschweinchen Sammy - Vier Wochen nach OP ist er wieder gesund

Eine lange Heilungszeit mit Strapazen verbunden hat Sammy hinter sich, es hat sich aber gelohnt, denn die Wunden sind verheilt und er fühlt sich gesundheitlich wieder gut. Die Besitzer, so teilte man uns mit, werden die dramtischen Stunden nicht so schnell vergessen. "Behandler B" ist auch der Meinung, dass es wirklich fast unglaublich ist, dass sich ein Meerschweinchen mit diesen Problemen wieder erholen konnte. Die richtige Wundbehandlung und das regelmäßige Vorstellen bei "Behandler B" alle zwei/drei Tage zur Kontrolle bis heute war aber sehr wichtig zur Genesung. Sammy kann sich nun wieder komplett erholen, er muss nicht mehr zur Behandlung gebraucht werden. Ein Bericht glücklichem Ausgang.

Anhang: Risiko der Kastration umgehen - Haltungsalternativen

Es ist nicht zwingend erforderlich, eine Kastration von Männchen durchzuführen um eine Gruppenhaltung zu ermöglichen. Es gibt Alternativen die annähernd eine artgerechte Haltung ermöglichen und Einzelhaltung vermeiden. Wir meinen hiermit die Haltung von gleichgeschlechtlichen Paaren und Gruppen von Meerschweinchen. Dies ist durchaus möglich, wobei man hier immer beachten muss, dass sich nicht jedes Meerschweinchen auch mit jedem verträgt und man nichts erzwingen darf als Besitzer. Es gibt keine Grundregel der Verträglichkeit, dass sich z. B. am besten zwei oder mehrere gleichaltrige Tiere am besten verstehen werden, oder dass junge Meerschweinchen von älteren Meerschweinchen eher angenommen werden, aufgrund des "Beschützerinstinktes" von älteren Meerschweinchen gegenüber jüngeren Tieren. Der Charakter und mögliche vorherige Haltungsformen sind hier ausschlaggebender als Altersunterschiede. Gleichgeschlechtliche Meerschweinchen die bisher auch zusammengelebt haben, sind natürlich ideal (z. B. gemeinsam aufgewachsene Jungtiere). Gleichgeschlechtliche Meerschweinchen die sich aber noch nicht kennen, sind mit entsprechender Vorsicht, Vorgehensweise und Zeit aneinanderzugewöhnen. Eine Garantie kann man nie haben, dass das klappt, aber erfahrungsgemäß hat sich die separate Haltung noch unbekannter Meerschweinchen vorerst in getrennten Behausungen/Käfigen, die aber nebeneinander stehen zum erstmaligen Kennenlernen durchs Beschnuppern und Hören, bewährt. Erster Körperkontakt fremder Tiere kann später auf einer neutralen Fläche erfolgen (eingerichteter Auslauf in abgetrennten Bereich im Zimmer). Dies sollte man einige Tage beibehalten. Es wird sich sehr rasch abzeichnen, ob es gut geht und ob die spätere Möglichkeit besteht, dass eine dauerhafte Zusammenhaltung auf entsprechend der Anzahl der Meerschweinchen großen und gemeinsamen Käfig-Fläche zulassen kann. Denn es gilt: Nur Meerschweinchen die sich sehr gut vertragen und harmonisch sich verhalten, dürfen zusammen gehalten werden auf Dauer. Unverträglichkeit bedeute Stress, die Tiere reagieren mit Aggressivität aufeinander, sie fügen sich früher oder später auch schmerzhafte Bisswunden zu und eine stressbedingte Immunschwäche macht die Tiere im Ganzen krankheitsanfälliger.



Besucherzaehler