KONTAKT/IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS
WICHTIG: BEACHTEN SIE DIE UNTERSCHIEDE BEI DER KONTROLLE ZWISCHEN MEERSCHWEINCHEN UND KANINCHEN!
Wenn ein Meerschweinchen bzw. Kaninchen weniger frisst, Probleme bei der Aufnahme, dem Mahlen oder Zerkleinerung von Nahrung hat oder bereits einen Tag lang überhaupt nichts mehr an Nahrung aufgenommen hat, dann wird jede kompetente Tierarztpraxis zur Diagnosestellung auch eine Backenzahn-Kontrolle durchführen. Häufig liegen im Inneren des Mäulchens Ursachen vor die dazu führen: Backenzähne wachsen ein Leben lang, vergleichbar mit unseren Fingernägeln. Ernährungsbedingter Fehlabrieb aufgrund eines nicht artgerechten Futterplanes, eine angeborene Fehlstellung, verminderte Nahrungsaufnahme durch Krankheit und Schmerz (vor allem im Kopf bzw. Kieferbereich), lösen Fehlwachstum bzw. Fehlabnutzung aufgrund nicht möglichen/korrektem Abrieb der gegeneinander reibenden oberen und unteren Backenzähne aus. Es entstehen scharfe Kanten oder Spitzen und diese hindern nicht nur das Meerschweinchen bzw. Kaninchen am Fressen, sondern können bald noch Verletzungen an der Zunge (häufig durch Fehlwuchs der unteren Backenzähne) oder Mundschleimhaut (häufig durch Fehlwuchs der oberen Backenzähne) verursachen und somit weitere Probleme nach sich ziehen, wie eitrige Abszesse die sehr schwer bis gar nicht zu behandeln sind. Eine Chance auf vollständige Genesung steht dann schlecht in so einem Fall, denn es würde dermaßen viel Kraft bis zur Genesung dem Meerschweinchen bzw. Kaninchen abverlangt werden, die es naturgemäß nicht hat! Lassen Sie es also durch gute Beobachtung und rechtzeitiges Handeln bei vermuteten Backenzahn-Problemen erst gar nicht so weit kommen und ziehen Sie die Hilfe einer kompetenten Tierarztpraxis hinzu!
Die Kontrolle der Backenzähne ist ausschließlich in einer Tierarztpraxis mittels speziellen, nachfolgend abgebildeten Instrumenten möglich. Eine Vorab-Kontrolle mit anderen Methoden, d. h. eine Kontrolle mit Okular inkl. Lampe oder Spatel-Instrument lässt leider keine 100%ige Diagnose zu. Mit diesen Instrumenten lassen sich nur gröbere Fehlstellungen vorab schon diagnostizieren und kleinere Fehlstellungen bzw. Spitzenbildung kann leicht übersehen werden. Da aber selbst kleinste Zahnspitzen zu Problemen bei der Nahrungsaufnahme führen können oder sogar der Grund sein können bei empfindlichen Meerschweinchen bzw. Kaninchen, dass gänzlich jedes Futter verweigert wird, muss bei kleinsten Zweifeln eine kompetente Tierarztpraxis UNBEDINGT eine Kontrolle mit nachfolgend abgebildeten Instrumenten durchführen. Dazugehörend beschreiben wir den grundsätzlichen Kontroll und Korrekturvorgang ohne und unter Narkose bei Meerschweinchen bzw. Kaninchen - denn hier bestehen wichtige Unterschiede in der Vorgehensweise.
Ein guter Assistent ist für die erfolgreiche Behandlung in der Tierarztpraxis genauso wichtig, wie die
nachfolgend abgebildeten Instrumente. Das Meerschweinchen bzw. Kaninchen muss nämlich auf folgende Weise von dem
Assistenten gehalten werden: Das Meerschweinchen bzw. Kaninchen wird mit beiden Händen umfasst: mit der rechten/linken
Hand werden zwischen Daumen und Zweigefinger die beiden Vorder-Füßchen gehalten, mit der linken/rechten Hand werden
die beiden Hinter-Füßchen zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten und zwar so, dass die Hand-Fläche unter dem
Hinterteil ist und das Meerschweinchen bzw. Kaninchen stützt. Weiter wird das Tier dann so vom Assistenten sanft an
seine Brust gedrückt und gut festgehalten, damit der Tierarzt bzw. Tierärztin auf diese Weise die Instrumente zum
Kontrolle und Korrektur einführen kann.
Die Kontrolle auf die folgende Weise ist falsch: Meerschweinchen bzw. Kaninchen auf dem Bauch liegend mit beiden
Händen auf dem Behandlungstisch fest fixieren und Instrumente einführen, indem der Kopf nach oben überdehnt wird
zur Kontrolle und Korrektur!
Der Assistent hält das Meerschweinchen wie unter Punkt 3 beschrieben. Nachdem der Tierarzt bzw. Tierärztin mit der rechten/linken Hand das Köpfchen von hinten umfasst und fixiert hat, wird mit der linken/rechten Hand der Wangen-Halter/Backen-Spreizer mit Daumen und Zeigefinger im zusammengedrückten Zustand in das Mäulchen vorsichtig zwischen den beiden (ggf. vorher korrigierten!) Vorderzähnen ins Mäulchen eingeführt und durch langsames Loslassen durch den Tierarzt bzw. Tierärztin drückt der aufgehende Wangen-Halter/Backen-Spreizer die Wangen auseinander. Anschließend wird der Tierarzt bzw. Tierärztin mit seiner anderen Hand (die hinter dem Köpfchen ist) mittels Daumen und Zeigefinder links und rechts vom Mäulchen den Wangen-Halter/Backen-Spreizer so fixieren dass er im Mäulchen verbleibt und auf diese Art und Weise wird das Mäulchen bei Meerschweinchen bereits ausreichend geöffnet und ein guter Blick auf alle vorderen Backenzähne ist so bereits möglich.
Der Assistent hält das Kaninchen wie unter Punkt 3 beschrieben. Der Tierarzt bzw. Tierärztin führt nun in den geschlossenen Kiefer-Spreizer die oberen und unteren Schneidezähne ein und wenn diese fixiert sind, wird vorsichtig der Kiefer-Spreizer aufgedreht bis zur notwendigen Größe zum Einführen des Wangen-Halters/Backen-Spreizers. Nachdem der Tierarzt bzw. Tierärztin mit der rechten/linken Hand das Köpfchen von hinten umfasst und fixiert hat, wird mit der linken/rechten Hand der Wangen-Halter/Backen-Spreizer mit Daumen und Zeigefinger im zusammengedrückten Zustand in das Mäulchen vorsichtig zwischen den beiden (ggf. vorher korrigierten!) Vorderzähnen ins Mäulchen eingeführt und durch langsames Loslassen durch den Tierarzt bzw. Tierärztin drückt der aufgehende Wangen-Halter/Backen-Spreizer die Wangen auseinander. Anschließend wird der Tierarzt bzw. Tierärztin mit seiner anderen Hand (die hinter dem Köpfchen ist) den mit den Instrumenten bestückten Kopf festhalten.
Die hinteren Backenzähne lassen sich nicht ohne Hilfsinstrument kontrollieren, weil Zunge und Mundschleimhaut ansonsten einen genauen Blick nicht ermöglichen. Mit Hilfe des Zungen-Spatels in der dann freien Hand schiebt der Tierarzt bzw. Tierärztin Zunge und Munschleimhaut beiseite, und ermöglicht sich auf diese Art schließlich auch die hinteren Backen-Zähne auf Probleme hin beurteilen zu können.
Backenzähne können verschiedene Probleme aufweisen, die ein Meerschweinchen bzw. Kaninchen am Fressen
hindern können. Nur mittels Zangen und Feilen kann ein Tierarzt bzw. Tierärztin diese Probleme beheben. Bei
Vorderzähnen beschränken sich die Probleme meist auf zu lange (nach innen gebogene Zähne oben und/oder unten.
Diese können allerdings leicht wieder mit den Zangen angepasst werden auf die richtige Länge.
Backenzähne können beispielhafte Probleme aufweisen: Es können sich durch Fehlabrieb kurze und scharfe
Kanten gebildet haben, d. h. meist an den oberen Backenzahnreihen in Richtung Wange, an den unteren
Backenzahnreihen in Richtung Zunge, sie können einseitig zu hoch gewachsen sein durch Fehlabrieb, oder sie sind
schlichtweg zu lang gewachsen durch Minderabrieb. Minderabrieb äußert sich meinst an den unten Backenzahn-Reihen,
diese sind dann so gewachsen, dass sie sich mittig im Extremfall schließen und eine "Brücke"
bilden. Ein Meerschweinchen bzw. Kaninchen mit so einem extremen Fehlwuchs wurde von den Besitzern nicht
ausreichend gut beobachtet, denn dieser Fehlwuchs hat mit absoluter Sicherheit einige Tage/Wochen vorher schon zu
Problemen bei der Nahrungsaufnahme geführt, auch wenn die Nahrungsaufnahme nicht gänzlich eingestellt wurde bis zu
diesem Zeitpunkt.
Die ersten Probleme an den Backenzähnen werden vom Tierarzt bzw. Tierärztin mit den Zangen behoben, d. h. scharfe
Kanten und zu lange Backenzähne werden mechanisch abgezwickt und auf die richtige Höhe gebracht. Da dies natürlich
auch Kanten bedingt, wird anschließend mit der feinen Feile nachgearbeitet und so geglättet. Da auch kleinste Spitzen
schon dazu führen können, dass ein Meerschweinchen bzw. Kaninchen die Nahrung aufgrund von Schmerzen im Mäulchen
verweigert, kann ein erfahrener Tierarzt bzw. Tierärztin auch mit der groben Feile ohne Zwicken kleinste scharfe
Kanten und Spitzen abraspeln und anschließend noch mit der feinen Feile nacharbeiten ohne vorher Abzwicken zu müssen.
Die Zangen haben eine so geformte Schneidekante, dass ein gleichmäßiger Druck auf der gesammten Schneidefläche
ausgeübt wird und ein Splittern so vermieden wird. Die Feilen sind diamantbeschichtet und mit wenig Kraftaufwand
wird guter Abrieb und Glättung erreicht. Die Reibeflächen sind so klein wie möglich gehalten, um Verletzungen des
umliegenden Gewebes bei den Zähnen möglichst auszuschließen.
Es sollte auch darauf geachtet werden, ob möglicherweise Backenzähne locker sind und ggf. extrahiert werden müssen.
Lockere Backenzähne verursachen Schmerzen und ggf. hat sich auch schon Eiter an der Wurzel gebildet. Solche Zähne
sollten nicht weiter im Mäulchen verbleiben.
Es gibt Meerschweinchen bzw. Kaninchen die sehr unter Stress leiden. Ebenso gibt es Backenzahn-Problematiken die
eine zeitlich länger andauernde Sanierung erfordern (z. B. Brückenbildung oder Extraktion von Backenzähnen) aufgrund
einer komplizierten Fehlstellung oder Fehlwachstum. In solchen Fällen wird in einer kompetenten Tierarztpraxis oft eine
Korrektur in Narkose dann schließlich durchgeführt.
Die Instrumente werden in der gleichen Art und Weise benutzt. Das was sich von der Kontrolle ohne Narkose
unterscheidet, ist, dass der Tierarzt bzw. Tierärztin das Meerschweinchen bzw. Kaninchen dafür auf dem
Behandlungstisch legen wird und unter dem Kopf ein Handtuch o. Ä. legt oder auch in eine spezielle Vorrichtung
um das Köpfchen hoch zu halten um dann sitzend in entsprechender Höhe vor dem Meerschweinchen bzw. Kaninchen dieses
behandeln zu können. Ein Halten durch einen Assistenten ist wie oben beschrieben hier nicht notwendig aufgrund der
ausbleibenden Gegenwehr in Narkose.
Der Kieferspreizer gehört auch zu einem Zahnbesteck für Kleintiere/Nagetiere dazu, aber bei Meerschweinchen darf
dieses Instrument zur Kontrolle und Korrektur OHNE NARKOSE NICHT angewendet werden. Meerschweinchen haben ein
sogenanntes "Schlittengelenk" und ein Einführen und Aufspannen des Kiefers mittels dieses Kieferspreizers
würde dazu führen, dass der Unterkiefer heraus gleitet und das Mäulchen nicht mehr geschlossen werden kann, sozusagen
der Kiefer ausgerengt wird bzw. auch überdehnt wird, weil ohne Narkose versucht wird Druck zum Schließen des Mäulchens
auszuüben. Fressen ist trotz richtig korrigierter Zähne dann nicht mehr möglich. Meerschweinchen haben ein kleines
Mäulchen und der Wangen-Halter/Backen-Spreizer der durch die eine Hand mittels Daumen und Zeigefinger fixiert wird,
spannt die Backen grundsätzlich schon so weit auf, dass auch die Kiefer ausreichend aufgespannt werden und ein guter
Blick auf die Backenzähne möglich ist (ggf. muss der Tierarzt bzw. Tierärztin mit Daumen und Zeigefinger beidseitig
etwas nachhelfen). Wenn die Backenzähne unter Narkose kontrolliert werden müssen, dann üben die Meerschweinchen
natürlich keinen Druck aus zum Schließen des Mäulchens. In Narkose kann bei Bedarf der Kiefer-Spreizer zusätzlich zum
Wangen-Halter/Backen-Spreizer eingeführt werden, sollte dies hier vom Tierarzt bzw. Tierärztin für wirklich notwendig
beurteilt werden.
WICHTIG: Ohne Narkose darf der Kieferspreizer bei Meerschweinchen keinesfalls eingesetzt werden!
Bitte beachten Sie alle Seiten zum Thema Zahnproblematik und Zufütterung im Krankheitsfall. Auf dieser Seite hier
wird lediglich der grundsätzliche Kontroll und Korrekturvorgang bei Meerschweinchen bzw. Kaninchen in einer kompetenten
Tierarztpraxis beschrieben.
Bitte beachten Sie, dass die obig bebilderten Instrumente nur durch eine Tierarztpraxis beim jeweiligen Lieferanten
bestellt werden können. Ein Verkauf an Privatpersonen ist lt. Auskunft nicht möglich bzw. vorgesehen.